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Marktbereinigung: Heimische Firmen können profitieren. | Autozulieferer in der Klemme: Suche nach neuen Chancen. | Wien. Durch den billigen Dollar und die "Ausdünnung der Wettbewerbslandschaft" in den USA bieten sich gute Expansionschancen für kapitalstarke österreichische Firmen. "Investieren in den USA ist so billig wie nie zuvor", rührte der österreichische Handelsdelegierte in New York, Christian Kesberg, vor Journalisten am Dienstag die Werbetrommel.
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Kesberg zufolge zählen heimische Unternehmen, die in den Staaten tätig sind, "zu den besser kapitalisierten Spielern". Es handle sich größtenteils um traditionell agierende Klein- und Mittelbetriebe. Sie können die Marktbereinigung nutzen.
Denn Not ist am Mann: Österreichs Außenhandel hat im ersten Quartal 2009 ein Defizit von 1,15 Mrd. Euro verzeichnet. Im Vorjahresquartal hatte es noch einen Überschuss von 212 Mio. Euro gegeben. Die Exporte gingen um 23,2 Prozent zurück, die Importe lagen um 18,8 Prozent unter dem Vorjahreswert. Ausfuhren in die EU sanken gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 25,2, der Außenhandel mit Drittstaaten um 17,8 Prozent.
Auch die heimischen Exporte in die USA sind gesunken - von 2007 auf 2008 um knapp 10 Prozent auf 5,2 Mrd. Euro. Das Minus sei aber ausschließlich auf zwei Produkte - Red Bull und den BMW X3 - zurückzuführen und hätte nur kaum mit der schlechten Konjunkturentwicklung zu tun, so Kesberg.
Der Red Bull-Effekt
Red Bull exportiert seit Streitereien um WTO-Sanktionen wegen des heimischen Genmais-Verbots über die Schweiz in die USA. Und BMW hat die Produktion seines auslaufenden Modells X3 von Graz in die USA verlagert.
Das "Exportdrama" stehe aber erst heuer bevor. Nach einem Minus in die USA von 30 Prozent in den ersten beiden Monaten 2009 hofft die Außenwirtschaft, den Rückgang der österreichischen Lieferungen im Gesamtjahr bei 20 Prozent halten zu können. Kesberg geht von einem Exportvolumen von 4,2 Mrd. Euro aus.
Der Handelsdelegierte sieht in fast allen Branchen Potenzial, zumal die Marktbereinigung bei den US-Anbietern breit gestreut sei. Zudem finde eine "dramatische Aufmischung von Lieferantenstrukturen" statt. Besonders in Infrastruktur, Energie und Umwelt, wo auch Mittel aus dem US-Konjunkturpaket zur Verfügung stehen, gebe es Chancen. Kesberg erwartet eine "Re-Industrialisierung in den USA" auf Basis neuer Technologien. Pharma, Biotechnologie, Flugzeugtechnik, Informationstechnologien, Datenverarbeitung, Agroindustrie und Pflege seien "jene Bereiche, die in den nächsten fünf Jahren die höchsten Zuwächse haben werden", sagt er. Und: "Österreich hat eine Brückenkopf-Funktion in diesen Bereichen in den USA."
Dramatisch wird es dagegen für die Autozulieferer. Aufgrund der Abwanderung der X3-Produktion müssen diese sich entweder hierzulande neue Kunden suchen oder ebenfalls in die USA expandieren. Franz Rössler, Handelsdelegierter in Chicago, erklärt: "Durch die Krise der US-Autoindustrie gibt es einen ungeheuren Druck auf die Zulieferer in Europa. Die US-Produzenten wollen europäische Qualität zu US-Preisen. Gleichzeitig schrumpfen die Bestellungen analog mit der US-Autoindustrie um 30 Prozent. Aufgrund des Gläubigerschutzes müssen Konzerne wie GM aber keinen Schadenersatz zahlen."
Was die US-Autozulieferer betreffe, würden die Hälfte in den nächsten fünf Jahren zusperren müssen. Außer, sie diversifizieren: "Viele beginnen, sich auf Windenergie oder die Flugzeugindustrie zu konzentrieren", so Rössler.