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Experte: Russland hat kein Monopol

Von WZ-Korrespondent Wolfgang Tucek

Europaarchiv

Moskau kann nur Druck ausüben, weil EU-Gasmarkt nicht funktioniert. | Brüssel. Der Londoner Analyst Pierre Noel vom European Council of Foreign Relations widerspricht Moskaus Argumentation, Russlands Reserven seien die einzig zuverlässigen, vehement. Moskau habe keineswegs eine Monopolstellung bei der Gasversorgung der EU, wie es während der Gaskrise wahrgenommen worden sei, schreibt er in seinem jüngsten Bericht.


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Nur 40 Prozent des in der EU verbrauchten Gases komme von dort - gegenüber 75 Prozent im Jahr 1980. Der Anteil des russischen Gases am EU-Primärenergieverbrauch, also der Energie aus allen Quellen wie Öl, Kohle, Atom- oder Wasserkraft, betrage seit 1990 stabil 6,5 Prozent.

93,5 Prozent des EU-Energieverbrauchs fänden daher unabhängig von den russischen Gaslieferungen statt. Nur weil der interne Gasmarkt der Union nicht funktioniere, könne Moskau Druck auf einzelne Staaten in Mittel- und Osteuropa ausüben, die tatsächlich von russischem Gas abhängig seien. Dadurch gelinge es Russland immer wieder, die Energielieferungen als politisches Druckmittel zur Spaltung der EU anzuwenden.

Gazprom unter Druck

Die EU will nun auf die Modernisierung der Leitungen, den Ausbau der Verbindungen zwischen den Mitgliedsstaaten und von Russland unabhängige Leitungen setzen. In Zentralasien ist der Wettlauf um die Gasfelder ausgebrochen: Schon heute müsse Gazprom aus Turkmenistan zukaufen und die Erträge der wenigen unabhängigen russischen Förderer aufkaufen, um Lieferverträge einhalten zu können, schreibt Noel.

Der Inlandskonsum Russlands steige, die Ausbeute aus den erschlossenen Gasfeldern in Sibirien gehe massiv zurück. Nur die Erschließung der Vorkommen auf der Yamal-Halbinsel in Nordwestsibirien könne die Produktion abfangen. Gazprom hoffe, dass Yamal-Gas ab 2010 strömt. Westliche Energiekonzerne gehen eher von 2015 aus.