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Experten unter sich

Von Hermann Schlösser

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Also, wie war das nun am Dienstagabend mit dem Elfmeter gegen Italien? Hat Materazzi ein grobes Foul begangen oder nicht?

Der ahnungslose Laie ist in solchen Fragen auf Experten angewiesen. Aber wie so oft, waren sie auch in diesem Fall keineswegs einer Meinung: Der ORF-Fußballerklärer Herbert Prohaska war unbedingt auf der Seite des russischen Schiedsrichters und meinte, der Elfmeter sei "voll gerechtfertigt" gewesen.

Im ZDF dagegen saß ein anderer hochkarätiger Fachmann, Franz Beckenbauer, und meinte empört, die Entscheidung sei ungerecht und unbegründet. Prohaska war sich seines Urteils ganz und gar sicher, Beckenbauer auch - was die Unsicherheit des Laien natürlich nur verstärkte.

Und was hatte es auf sich mit dem so genannten "Wikinger-Komplott", dem angeblich abgesprochenen Unentschieden zwischen Dänemark und Schweden? Da waren sich die Experten einig: Das sei eine unbegründete Verschwörungstheorie.

Gut. Aber warum zeigten dann dieselben Sendeanstalten immer wieder den Fan, der das ganze Spiel über die Tafel "Nordic Victory 2 : 2 = Italy go home" aufs Spielfeld hielt? Was sollte uns ahnungslosen Laien mit diesem einprägsamen Bild signalisiert werden? Wahrscheinlich gar nichts. Und doch kann es im Fernsehen schon vorkommen, dass die Bilder unterschwellig eine andere Botschaft vermitteln als die Stimmen der Experten.