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Angst vor Gewalt und Betrug im ölreichen Staat. | Lagos. Wahlen sorgen in Nigeria immer für eine explosive Atmosphäre. Schnell kommt es zu - oft berechtigten - Vorwürfen des Wahlbetrugs und zu Gewalt. Den 150 Millionen Nigerianern stehen daher nun drei heikle Wochenenden bevor: In einem Wahlmarathon werden am 2. April das Parlament, am 9. April der Präsident und am 16. April der Senat sowie die Gouverneure bestimmt. Und im Vorfeld kam es auch diesmal schon zu Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern verschiedener Parteien, im südlichen Bundesstaat Akwa Ibom starben dabei vier Menschen.
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Das Parlament dominiert die Peoples Democratic Party von Präsident Goodluck Jonathan, sie ist auch diesmal Favorit. Doch gilt die Präsidentenwahl als viel bedeutender. Der aus dem christlichen Süden stammende Jonathan sieht sich dabei sehr starken Kontrahenten aus dem muslimischen Norden gegenüber, allen voran dem Ex-Militärführer Muhammadu Buhari.
Doch entscheidend wird nicht nur sein, wer das Votum gewinnt, sondern auch, wie dieses verläuft. Denn die letzte Wahl im Jahr 2007 ist den Nigerianern noch im Gedächtnis eingebrannt. Bei gewaltsamen Auseinandersetzungen starben etwa 300 Menschen, und es kam zu massiven Wahlfälschungen. Die Legitimation des Präsidenten Umaru YarAdua war von Anfang an beschädigt.
Große Versprechen
YarAdua starb nach langer Krankheit im Mai 2010, sein Nachfolger im Präsidentenamt wurde Jonathan. Und dieser setzte einen ersten Schritt, der Hoffnung macht, dass die Wahlen diesmal fairer verlaufen: Nach einer Protestwelle entließ er den als korrupt verschrieenen Chef der Wahlbehörde und ersetzte ihn durch den Demokratieaktivisten Attahiru Jega.
Gemeinsam war im Wahlkampf allen Kandidaten, dass sie große soziale Versprechen machten. Obwohl Nigeria jedes Jahr durch den Ölexport Milliarden Dollar einnimmt, lebt der Großteil der Bevölkerung in Armut.