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Expo: Weisheit der Natur im Mittelpunkt

Von Peter Kantor, Aichi

Wirtschaft

Die ersten Besucherscharen strömten am Freitag auf das Gelände der Expo 2005 im japanischen Aichi nahe der Millionenstadt Nagoya. Schon am Donnerstag hatte Kaiser Tenno Akihito in einer pompösen Zeremonie die Weltausstellung für offiziell eröffnet erklärt. Im kommenden halben Jahr werden auf dem 187 Hektar großen Gelände 15 bis 20 Millionen vorwiegend japanische Besucher erwartet. Mehr als 120 Länder, unter ihnen Österreich, sowie zahlreiche Nichtregierungsorganisationen (NGOs) nehmen an der Expo teil.


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Unter dem Titel "Wisdom of Nature" geht es vor dem Hintergrund von Globalisierung und ökologischen Katastrophen um die umweltverträgliche Beziehung zwischen Mensch und Technologie.

Auftritt und Rede des Kaisers, enthusiastisch singende Kinderchöre und eine beeindruckende Roboterdemonstration wurden von tausenden Ehrengästen und via TV von Millionen von Japanern verfolgt. Die Zeremonie gab einen ersten Eindruck von der Bedeutung, die Japan der bis 25. September 2005 dauernden Weltausstellung beimisst. In seiner Rede erinnerte der Kaiser an die erste Expo-Teilnahme Japans im Jahr 1867 in Paris als einen Meilenstein auf dem Weg zur Öffnung des Landes nach 200 Jahren Isolation. Gut 100 Jahre später holte sich Japan die Weltausstellung selbst ins Land. Bei der Expo 1970 in Osaka stand "The progress and harmony of mankind" als Thema im Mittelpunkt, technologischer Fortschritt wurde noch wenig kritisch betrachtet.

Anders die aktuelle Expo: Im Zentrum steht die "Weisheit der Natur". Heute lassen sich die Folgen der Industrialisierung deutlich besser einschätzen als noch vor 35 Jahren, meinte der Kaiser. Sie bestünden nicht nur in wirtschaftlicher Prosperität, sondern auch in Umweltverschmutzung, dem Aussterben von Tierarten und der globalen Erwärmung. Mit dem wachsenden Wissen um ihre Verletzlichkeit sei der Mensch gefordert, mit der Natur zu interagieren und die Technologie entsprechend einzusetzen.

Warteschlangen vor dem Österreich-Pavillon

Vor dem österreichischen Pavillon stehen die Besucher schon in den Vormittagsstunden des ersten Ausstellungstages Schlange. Die meisten Interessierten kommen, weil sie Österreich als Urlaubsland kennen. Manche auch, weil sie die offene Glasfront des Pavillons mit Blick auf die Eisbar oder das monumentale Bergpanorama-Bild des Malers Herbert Brandl an der Frontfassade des Pavillons anlockt.

Die Kaiserstadt Wien, die Mozartstadt Salzburg, freundliche Menschen, gepflegtes historisches Kulturgut und intakte Natur, nennen viele Besucher als erste Assoziationen bzw. schönste Erinnerungen an Österreich.

Im österreichischen Expo-Pavillon werden sie von einem musizierenden Trachtenpärchen und japanischen Walzertänzern begrüßt, an einer innovativen Wasserschleuse durch einen nach Blumen- und Wiesengerüchen duftenden Raum in die "Eisbar" geführt. Dort können vereiste Wände bestaunt und angegriffen werden - im zu erwartenden feucht-heißen Sommer in Japan sicher ein besonderes Asset - und der bei Japanern beliebte Erdbeer- und Ribiselwein verkostet werden. Beim in der Bar integrierten Österreich-Shop stellt man sich für Produkte von Augarten, Swarovski, Lobmayer und Manner an.

Einen Stock höher stauen sich dann nochmals die Massen. Hier lockt ein "Wiener Café" mit echtem Wiener Kaffee, Sachertorte und japanischen Kellnerinnen in rot-weiß-roten Dirndln, daneben das absolute Highlight des Pavillons, die Rodelstrecke. Jung und Alt fahren mit großem Enthusiasmus die Teflonbahn abwärts, im "Tal" wird nach typisch japanischer Manier ausführlich fotografiert. Fast alle Pavillon-Besucher nehmen positive Emotionen mit nach draußen und wollen - spontan befragt - irgendwann bald (wieder) nach Österreich auf Urlaub fahren.

Der Erfolg des jungen österreichischen Architektenteams Hermann Dorn und Klaus Baumgartner ist quasi vorprogrammiert, auch Regierungskommissärin Marés Rossmann und der österreichische Expo-Chef Robert Punkenhofer sind nach Eröffnung und erstem Ausstellungstag zufrieden. "Meinem Gefühl nach liegen wir mit unserem Konzept absolut richtig, die Besucher sind begeistert", freut sich Marés Rossmann im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Als Kitsch möchte sie den österreichischen Auftritt nicht bezeichnen, vielmehr "als Reduktion und elegante Verstärkung von positiven japanischen Assoziationen mit Österreich." In diesem Sinn seien Trachtenpärchen, Dirndlkleid und Lederhose charmante und authentische Werbeträger für Österreich.

Auch Punkenhofer ist nach dem ersten Öffnungstag optimistisch. "Ich denke, dass die Besucher von ihrem zehn Minuten kurzen Rundgang inklusive Rodelpartie bei uns starke Erinnerungen mitnehmen und mehr kann man bei so einem riesigen Expo-Angebot nicht erwarten", sagt Punkenhofer. Schließlich kämen vor allem Familien zur Expo und nicht Fachleute.

Zum wachsenden Interesse an Österreich soll neben der Expo auch das laufende wirtschaftliche Rahmenprogramm von Expo-Büro und Wirtschaftskammer beitragen. Dazu gehören Roadshows, Symposien und Veranstaltungen zu Themen wie Umwelttechnik, Holztechnik, Biotechnologie und Medizintechnik. Rossmann: "Wir wollen Österreich auch als Land bekannt machen, das in Sachen Umwelttechnik weltweit führend ist." Hinter dem Pavillonkonzept steckt der Fokus Österreichs auf das Subthema "Die Kunst des Lebens". Drei Lebensbereiche und Leistungsfelder, in denen Österreich zu den Besten der Welt zählt, werden hervorgehoben: Musik als eine Kunstform des Lebens, die von Mozart über das Rauschen der Wälder bis zum Sound der High-Tech-Motoren reicht. Holz als natürlicher Werkstoff, der sich in Österreich mit herausragenden Architektur- und Ingenieurleistungen verbindet. Und die Kunst des gesunden Lebens steht als Zeichen für Österreichs Top-Lebensqualität im weltweiten Vergleich.