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Exporte überschreiten heuer die Grenze von 150 Milliarden Euro

Von Rosa Eder-Kornfeld

Wirtschaft
© Wiener Zeitung, Statistik Austria, Wifo

Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl pocht auf rasche Umsetzung des Freihandelsabkommens Ceta.


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Wien. Sie sind jung, innovativ und von der Gründung an international tätig: Österreichische "Born Global Champions" wie Batterienhersteller Kreisel Electric, Agrar-Start-up Geoprospectors oder Roboterbauer Taurob verstehen die ganze Welt als ihren Markt. Das Denken in großen Dimensionen ist auch Fundament der Außenhandelsperformance Österreichs. Die endgültigen Zahlen liegen zwar noch nicht vor, aber nach Einschätzung der Wirtschaftskammer (WKO) dürften die Warenexporte im Vorjahr um rund acht Prozent auf mehr als 140 Milliarden Euro gestiegen sein. Für 2018 hält WKO-Chef Christoph Leitl das Durchbrechen der "Schallmauer" von 150-Milliarden-Euro für realistisch. 2016 hatte Österreich um 0,2 Prozent weniger Waren ins Ausland exportiert.

Zur Zeit des EU-Beitritts Österreichs im Jahr 1995 habe das Volumen der Warenexporte gerade einmal 37 Milliarden Euro betragen, rechnete Leitl am Mittwoch in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Michael Otter, dem neuen Leiter der Außenwirtschaft Austria, vor. Die Zahl exportierender Unternehmen sei vom Jahr 2000 bis heute von 12.000 auf 60.000 gestiegen.

Hauptabnehmerin den Nachbarländern

Rund 80 Prozent der rot-weiß-roten Exporte gehen in Länder Europas. Die Zuwachsrate lag hier 2017 mit 8 Prozent im Durchschnitt. Kräftiger stiegen die Ausfuhren nach Asien (11,4 Prozent) und in die beiden Amerikas (plus 12,5). Krisenbedingt nach wie vor rückläufig sind die Exporte in den Nahen Osten (minus 7 Prozent). Mit Afrika gab es ein Exportplus von 5,2 Prozent, wobei Westafrika hier eine positive Ausnahme bildet (19,9 Prozent).

Die Exporte nach Russland, die wegen der von der EU verhängten Wirtschaftssanktionen von 2013 bis 2016 um 46 Prozent gefallen sind, erleben gerade einen "Rebound", sagte Otter. 2017 gab es ein Plus von 17 Prozent. Leitl ist für eine schrittweise Aufhebung der Sanktionen, die 2014 als Reaktion auf die illegale Annexion der Halbinsel Krim verhängt worden waren, da sie keine Resultate gebracht hätten. Russland wehrt sich bekanntlich gegen die EU mit einem Handelsembargo für westliche Lebensmittel, was auch die heimischen Produzenten hart trifft.

Der globale Wettbewerb werde beinhart, sagte Leitl, der auch Präsident der Europäischen Wirtschaftskammern (Eurochambres) ist, und forderte: "Wir müssen die Fahne des Freihandels, die die Amerikaner niedergelegt haben, aufheben." Er ist für die rasche Umsetzung des europäisch-kanadischen Handelsabkommens Ceta, für weitere Freihandelsabkommen und für einen transkontinentalen Wirtschaftsraum von Lissabon bis Wladiwostok.

Direktinvestitionenim Ausland steigen kräftig

"Österreich war immer Investitionsimporteur, in den letzten Jahren hat sich das umgekehrt", freut sich Leitl. Von 2006 bis 2016 haben sich Österreichs aktive Direktinvestitionen im Ausland von 80 auf 190 Milliarden Euro mehr als verdoppelt. Die drei beliebtesten Länder zum Investieren sind Deutschland (26 Milliarden Euro), die Niederlande (24 Milliarden) und die Tschechische Republik (13 Milliarden Euro). In Österreich beschäftigen Unternehmen 2,3 Millionen Arbeitnehmer, ihre Auslandstöchter zählen rund eine Million Mitarbeiter.

Internationale Investoren hatten Ende 2016 rund 141 Milliarden Euro in Österreich investiert, 2006 waren es rund 83 Milliarden gewesen. 77 Milliarden Euro kamen 2016 aus der EU, 20 Milliarden aus Russland und 21 Milliarden aus Amerika. Mehr als 260.000 Österreicher arbeiten für ausländische Niederlassungen in Österreich.

Ein beträchtliches Potenzial besteht für Österreichs Wirtschaft auch beim Export von Dienstleistungen, der 2016 rund 55 Milliarden Euro betrug. Das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) prognostiziert für 2017 einen Jahreswert von 59 Milliarden und damit eine Steigerung um 6,5 Prozent.

Die wichtigste Dienstleistungskategorie im Export ist nach wie vor der Reiseverkehr (Tourismuseinkünfte ausländischer Gäste) mit rund 30 Prozent. Weiters zählen dazu unter anderem Transport, EDV- und Informationsdienstleistungen und wirtschaftliche Beratungstätigkeiten. Regional gesehen ist nach wie vor Europa mit einem Anteil von fast 90 Prozent der wertmäßig größte Abnehmer österreichischer Dienstleitungen.