Wenn nach vierjähriger Durststrecke die "verhaltene Erholung" der österreichischen Konjunktur - von einem Aufschwung wollen die Wirtschaftsforscher noch nicht sprechen - im kommenden Jahr anhalten soll, dann müssen auch die Konsumenten ihr Scherflein dazu beitragen. Denn noch zögern sie, ihre Geldbörsen zu öffnen und wieder deutlich mehr auszugeben.
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"Die schlechte Stimmung unter den Konsumenten ist das höchste Risiko für das Wachstum," sagte der Chef des Instituts für Höhere Studien (IHS), Bernhard Felderer, am Freitag bei der Präsentation der jüngsten Prognosen von IHS und Wifo (Wirtschaftsforschungsinstitut). Beide Institute sind hoffnungsvoll, dass der private Konsum, der heuer um 1,6% (nach 1,2% im Vorjahr) zulegen dürfte, im nächsten Jahr um 2,6% (IHS) bzw. 2,5% (Wifo) anzieht. Wifo-Vize-Chef Karl Aiginger: "Damit würde erstmals seit vier Jahren wieder der langjährige Durchschnitt erreicht." Im Jahr 2000 hatte die Wachstumsrate der privaten Konsumausgaben noch 3,3% betragen.
Exporte entwickeln sich erfreulich
Optimistisch sind die Wirtschaftsforscher, was die Entwicklung der österreichischen Warenexporte betrifft. Die Zulieferer profitierten zunehmend von den steigenden Ausfuhren Deutschlands, dem wichtigsten Handelspartner. Die Prognose für die Exporte lautet: heuer ein Anstieg des Wachstums von 2,7% auf 5,9% (IHS) bzw. 5,5% (Wifo) und im kommenden Jahr auf 7,2% bzw. 6,8%.
Während das Wifo seine Wachstumserwartung für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) für heuer und 2005 um je 0,2 Prozentpunkte auf 1,7% bzw. 2,5% erhöht hat, bleibt das IHS bei 2,1% bzw. 2,5%.
Arbeitslosigkeit bleibt auf hohem Niveau
"Die Arbeitslosigkeit wird auf hohem Niveau bleiben", sprach Aiginger einen altbekannten Problembereich an. Der Grund dafür sei die starke Ausweitung des Arbeitskräfteangebotes, vor allem durch den Zustrom ausländischer Arbeitskräfte.
Die hohe Arbeitslosigkeit belastet auch den Finanzhaushalt des Staates. Das Budgetdefizit wird sich im kommenden Jahr laut Wifo trotz der Konjunkturerholung auf 1,7% (nach 1,2%) des BIP erhöhen. Dazu trage auch der zunehmende Aufwand für Kinderbetreuungsgeld und Altersteilzeit und die Senkung der Lohn- und Gewinnsteuern bei.
Euro-Raum: Belebung fällt zu gering aus
Der schwache private Konsum sei auch das größte Problem der Konjunktur im Euro-Raum, so das Wifo. Die vom Boom der Weltwirtschaft ausgelöste Belebung des Wirtschaftswachstums sei mittelfristig zu gering, um die Lage auf dem Arbeitsmarkt und in den öffentlichen Haushalten der Euro-Länder zu entspannen.
Auch die EU-Kommission sorgt sich um die Nachhaltigkeit der Binnennachfrage. Weiters könnte die Entwicklung des Ölpreises "ein Grund für Besorgnis" sein, betonte die Kommission am Freitag. Für IHS-Chef Felderer stellt hingegen ein Ölpreis von 40 Dollar oder etwas höher keine Gefahr für das Wachstum dar. Der Ölpreis haben längst seinen Schrecken verloren. n