Eine Exportsteigerung von 10,3% verzeichnete der österreichische Außenhandel von Jänner bis Juli 2000 in der Region Europa I (Deutschland, Großbritannien, die Niederlande, Belgien, Schweden, Dänemark, Finnland, Norwegen, Irland, Luxemburg, Litauen, Lettland, Estland und Island), wie Egon Winkler, stv. Generalsekretär und Leiter der Außenwirtschaftsorganisation der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), am Dienstag bei einer Außenhandelstagung erklärte.
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Die Ländergruppe Europa I sei eine der wichtigsten Regionen für den Außenhandel, sie nehme mit einem Volumen von etwa 240 Mrd. Schilling rund die Hälfte der Gesamtausfuhren auf. Im Berichtszeitraum hätten die Gesamtexporte - auch wegen der günstigen Wechselkurse - um rund 16% zugelegt.
Deutschland bleibt zurück
Einziger Wermutstropfen: Der Handel mit dem weitaus wichtigsten Partner Deutschland hätte sich mit einem Ausfuhrplus von 8,4% auf 179,4 Mrd. Schilling "weniger dynamisch entwickelt als mit anderen Ländern", so Winkler. Die Einfuhren aus Deutschland legten um rund 10% auf über 231 Mrd. Schilling zu und bedingten eine Verschlechterung der bilateralen Handelsbilanz um 3,3 Mrd. auf 42 Mrd. Schilling.
Insgesamt deckt Deutschland rund 40% der österreichischen Gesamtimporte und etwa ein Drittel der Gesamtexporte ab. "Wir hatten eine Reihe von Großaufträgen beim Bau von Berlin", erklärt Handelsdelegierter Alfred Schragl, "statistisch erfasst sind aber nur Warenlieferungen und nicht der boomende Dienstleistungssektor". Um dessen Bedeutung weiß auch sein Kollege Gerhard Meschke aus München: "Seit Österreichs EU-Beitritt arbeiten wesentlich mehr österreichische Gewerbebetriebe auch in Bayern."
Weniger Wachstum 2001
Für 2001 rechnet Winkler mit einer Verlangsamung der Exportdynamik - "die Zuwachsrate wird jedenfalls unter den 16% von heuer zu liegen kommen" -, hofft aber dennoch auf ein Gesamtvolumen "an der magischen 1.000-Mrd.-Schilling-Marke". Durchschlagen würden die wegen des Ölpreisanstiegs höheren Energiekosten auf Produktpreise, auch die kommende Euro-Dollar-Relation werde sich auswirken - und vor allem sei "die konjunkturelle Entwicklung in den Lieferländern" abzuwarten.
Wie berichtet hatte das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) die BIP-Wachstumsprognose für Österreich für 2001 mit 2,8% vorsichtiger eingeschätzt - höhere Energiepreise und steuerliche Belastungen werden laut Wifo den privaten Konsum eindämmen: Probleme, mit denen auch andere europäische Länder zu kämpfen haben und die die Importentwicklung beeinflussen können.
Neue Export-Rekorde
Besonders positiv hätten sich die Ausfuhren von Jänner bis Juli mit plus 24,1% (Einfuhren: plus 11%) nach Großbritannien entwickelt, berichtete Österreichs Handelsdelegierter in London, Rudolf Engel. Er erwartet für das Gesamtjahr 2000 ein Rekordexportvolumen von 45 Mrd. Schilling und verweist auf Marktanteilsgewinne in den Bereichen Eisenbahn, Umwelttechnologie und Nahrungs-/Genussmittel. Auch Christoph Noe-Nordberg, Handelsdelegierter in Den Haag, erwartet heuer ein Rekordergebnis um die 20 Mrd. Schilling. Im Berichtszeitraum hätten die Exporte in die Niederlande um 13% auf 12 Mrd. Schilling zugelegt.
Sanktionen ohne Einfluss
Besonders erfreulich sei das Exportplus um mehr als 11% auf 8 Mrd. Schilling nach Belgien, so Gustav Gressel, Handelsdelegierter in Brüssel - man hätte Beeinträchtigungen durch die EU-Sanktionen befürchtet. Positive Exportentwicklungen meldeten auch Schweden (plus 22,7%), Irland (plus 28,7%), Island (plus 38,2%) und Norwegen (plus 15,2%). Rückgänge gab es in Finnland (minus 2,4%) und Litauen (minus 17,8%).