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Exportschlager Schnuller

Von Rosa Eder-Kornfeld

Wirtschaft

Der österreichische Babyartikelhersteller MAM wurde mit seinen Saugern weltweit bekannt, jetzt geht er stärker in den Markt für Babymilchflaschen.


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Wien. Schwedische Babys saugen am "tröstnapp", bei den Briten ist es der "dummy", und italienische Bambini lieben ihren "ciuccio". In Europa wird genuckelt, was das Zeug hält: 85 Prozent der Eltern setzen auf den Schnuller als Beruhigungsmittel für ihre Kleinen. Das freut Peter Röhrig, Chef des Babyartikelherstellers MAM in Wien. Seinen ersten Schnuller hat er 1976 verkauft, mittlerweile verkauft das Unternehmen seine Produkte in 58 Ländern auf allen fünf Kontinenten.

Röhrig redet gerne über Schnuller. Darüber, dass sie nicht nur das natürliche Saugbedürfnis der Babys stillen, sondern auch das Risiko reduzieren, am plötzlichen Kindstod zu sterben. Und dass sie teilweise offenen Biss oder Vorbiss reparieren können. Und beiläufig auch darüber, dass MAM im Schnuller-Segment Marktführer in den USA, Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, Frankreich, in der Tschechischen Republik, Österreich, Schweiz, Israel und Chile ist.

Forschung und Entwicklungim Burgenland

Doch der Schnuller ist nur die eine Seite des Erfolgs von MAM. Zwar entfallen 50 Prozent des Umsatzes auf diesen Produktbereich, etwa ein Drittel erwirtschaftet das Unternehmen aber bereits mit Nuckelflaschen. "In manchen Märkten haben wir schon höhere Marktanteile mit Babymilchflaschen als mit den Schnullern", sagt der Kunstofftechniker Röhrig im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". In Österreich liegt man bei Babyflaschen erst bei knapp unter einem Viertel, hier dominieren die Marken Nuk und Avent. Gegen deren Eigentümer Newell Rubbermade (USA) beziehungsweise Philips (Niederlande) "sind wir ein kleines Zwutschi", so Röhrig. Aber ein sehr innovatives, wie die Entwicklung einer Babyflasche mit selbststerilisierender Funktion zeigt, für die MAM kürzlich den Umweltpreis der Stadt Wien erhalten hat. Anstatt des energieintensiven Auskochens im Topf kann die Flasche für Neugeborene in nur drei Minuten in der Mikrowelle sterilisiert werden, was den CO2-Ausstoß deutlich reduziert. Dazu kommt, dass ein patentiertes Ventilsystem das Entstehen von Unterdruck verhindert und damit das Auftreten von Koliken senkt.

Die Forschungs- und Entwicklungsabteilung im burgenländischen Siegendorf arbeite laufend daran, die MAM-Artikel noch besser zu machen, so Röhrig. Für 2018 ist ein Neubau in Großhöflein geplant, da der derzeitige Standort zu klein geworden ist. Die Zahl der Mitarbeiter soll von derzeit 25 auf etwa 35 steigen. Bis dato sicherte sich MAM 34 Erfindungen in 102 Patenten und sechs Gebrauchsmustern sowie das Aussehen von 44 Produkt-Designs. "Wir haben als erste eine Norm für Schnullerbänder herausgebracht", erzählt der Unternehmer. Selbstgebastelte Bänder seien gefährlich. Es habe Fälle gegeben, in denen sich Kinder mit Schnüren, die zur Befestigung des Schnullers angebracht wurden, stranguliert haben.

Übergabe an dienächste Generation

Laut Historikern begann die Geschichte des Schnullers vor etwa dreitausend Jahren, als man begann, Säuglingen "künstliche" Nahrung zu verabreichen. Aber erst 1845 wurde in Deutschland der erste Gummisauger patentiert, der den heute üblichen Modellen bereits ähnelte. Er war noch relativ hart und unförmig und wurde von der Ärzteschaft abgelehnt. 1949 stellten die deutschen Ärzte Wilhelm Baltes und Adolf Müller den "natürlichen und kiefergerechten Beruhigungssauger und Kieferformer" vor. Noch damals ließ man Kinder zur Beruhigung an Stofflappen saugen, die meist mit süßem Brei gefüllt waren oder auch in Alkohol getaucht wurden - mit verheerenden Folgen für die ersten Zähne. Auch ganz schlecht für die Zähne: am Daumen oder an den Fingern lutschen. Kinderärzten ist es daher lieber, die Kinder verwenden einen Schnuller, den wird man auch leichter wieder los.

Die Einzelteile für die MAM-Schnuller stammen überwiegend von österreichischen Lieferanten, montiert wird in Ungarn. "Wir sind wie eine Autofabrik", sagt Röhrig. Er zieht sich nun schrittweise aus dem Unternehmen zurück, als Nachfolger ist einer seiner beiden Söhne vorgesehen.