Der ORF-Stiftungsrat hat am Donnerstag mit der Verordnung eines extrem harten Sparkurses für den ORF ein Machtwort gesprochen und damit mehrere "Gordische Knoten", die das Haus lähmen, durchschlagen. | Einerseits haben die Stiftungsräte eindrucksvoll demonstriert, dass sie sich von der Politik angesichts eines geplanten neuen ORF-Gesetzes nicht zum "Lame-Duck"-Gremium machen lassen. Der verbindliche Auftrag des Rates an die ORF-Führung ist klar: Sparen, bis die Verluste auf null sind - ohne auf eine Rettung durch die Politik zu warten. Kommt inzwischen doch ein neues Gesetz oder die Teilrefundierung der Gebührenbefreiung aus sozialen Gründen, ist das gut, aber man wartet nicht darauf.
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Weiters haben die Räte ORF-Chef Alexander Wrabetz mit dem klaren Auftrag vorerst den Rücken gestärkt - und zumindest einige Wochen bis Monate Atempause verschafft. Auch hier wartet man nicht auf einen neuen von der Regierung entsandten Chef, der alte muss den Karren selbst aus dem Dreck ziehen. Und genau das wird er tun, egal ob und wann er durch ein neues Gesetz (und damit eine neue Führung) abgelöst wird. Drittens haben die Betriebsräte ihre aus Protest erfolgte Gesprächsverweigerung angesichts des nun nötigen neuerlichen Sparpaketes aufgegeben.
Doch wie spart man die bis zu 80 Millionen Euro ein, was zur Erreichung eines Nulldefizits nötig ist? Für Verwirrung sorgte das binnen weniger Tage hastig zusammengeschriebene "Szenario 4"-Konzept der Geschäftsführung, das harte Einschnitte wie die Auflösung des Rundfunkorchesters sowie Abschaffungen von Formel 1, jeglichen Fußballs, Teilen des Kinderprogrammes sowie ein stattliches Personalpaket enthält.
Dieses Szenario ist aber bereits wieder vom Tisch: Es diente lediglich dazu, dem Stiftungsrat zu veranschaulichen, wohin es führen kann, wenn man zu viel sparen muss. Doch der Schachzug funktionierte nicht: Der Rat beharrte dennoch auf harten Sparzielen.
Jetzt muss die ORF-Führung überlegen, welche Sparschritte sie nun wirklich setzen will. Zeit ist bis zum 27. April, wo der Rat ein Konzept sehen will. An eine Auflösung des Orchesters glauben Insider indessen nicht: Das wäre im Rat kaum mehrheitsfähig.