Ex-Oberstleutnant Humala trifft bei der Präsidentenwahl in Peru auf die Tochter von Fujimori. | Lima. (dpa) Rechtskonservativ oder linksnationalistisch. Die Tochter und politische Erbin eines wegen Menschenrechtsverletzungen verurteilten Ex-Präsidenten oder ein ehemaliger Oberstleutnant, dem enge Beziehungen zum populistischen venezolanischen Staatschefs Hugo Chávez zugesprochen werden. Keiko Fujimori oder Ollanta Humala. Das sind die Pole, zwischen denen die Peruaner entscheiden müssen, wenn sie am Sonntag zur Stichwahl gehen, um die Nachfolge von Präsident Alan García festzulegen.
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Vor der ersten Wahlrunde am 10. April hatte der peruanische Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa noch gewarnt, diese Alternativen seien wie eine Wahl "zwischen Krebs und Aids". Da das bürgerliche Lager zerstritten war, kamen Fujimori und Keiko in die Stichwahl. Und Vargas Llosa sprach sich dann doch für Humala aus. Die Wahl der Tochter des ehemaligen Präsidenten Alberto Fujimori würde "die schlimmste Diktatur unserer Geschichte legitimieren", sagte der liberalkonservative Schriftsteller zur Begründung.
Das Hinwendung des renommierten Autors zu Humala verdeutlicht das Problem, vor dem Fujimori bei steht. Sie muss unter Beweis stellen, dass sie bei aller programmatischer Nähe zur Wirtschaftspolitik ihres Vaters ein demokratisches Profil aufweisen kann. Ihre frühere Ankündigung, sie werde ihren wegen Menschenrechtsverbrechen zu einer langjährigen Gefängnisstrafe verurteilten Vater begnadigen, hat sie halbherzig widerrufen: "Ich werde das Präsidentenamt nicht zugunsten meines Vaters nutzen", erklärte die 35-Jährige im Wahlkampf.
Aber auch Humala muss den Schrecken überwinden, der vielen Wählern angesichts seiner Kandidatur in die Knochen gefahren ist. Seit längerem schon versucht er, sich von Chávez zu distanzieren. Er sucht nun die Nähe zu Brasiliens populärem Ex-Präsidenten Lula da Silva.
Humala (47) hatte die erste Wahlrunde mit 31 Prozent der gültigen Stimmen und einen beachtlichen Vorsprung vor Fujimori gewonnen, die 23 Prozent erreichte. Die konservative Kandidatin hofft aber auf die Stimmen des zersplitterten bürgerlichen Lagers. Eine Umfrage der Katholischen Universität Lima deutete eine Woche vor der Wahl aber ein faktisches Unentschieden an: 50,3 Prozent für Fujimori und 49,7 Prozent für Humala.
Fujimori sammelt vor allem in Lima Stimmen, wo 30 Prozent der Bevölkerung lebt, während Humala auf dem Land starke Zustimmung findet. Beide setzen mit ihrer Kampagne an der Wirtschaftspolitik von García an, die zwar vor allem Dank der Rohstoffexporte Wachstumsquoten chinesischer Größenordnung aufweist, die Armut weiter Bevölkerungsteile aber nicht in gleichem Maße verringern konnte. Fujimori propagiert vor allem eine Fortsetzung der Wachstumspolitik, Humala setzt auf eine gerechtere Verteilung der Einkommen.