)
Mit viel Arbeit und zahlreichen Publikationen zu weltweitem Ansehen gelangt. | Wien. Meistens sind es ja Österreichs Physiker, die es in den internationalen Rankings bis zur Spitze bringen. Doch nun kommt Konkurrenz durch ein einziges Department an der Wiener Universität, nämlich jenem für Medizinische Genetik unter seiner Leiterin Univ.-Prof. Christa Fonatsch. Die gebürtige Grazerin, die im Jahr 1995 von der Medizinischen Universität Lübeck nach Wien berufen werden konnte, hat es mit mehr als 280 oft zitierten Originalpublikationen über ihr Spezialforschungsfach zur Wissenschafterin von Weltruf gebracht und damit auch dem Department zu großem Ansehen verholfen.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 16 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Dabei war es alles andere als leicht für die erklärte Gegnerin des genetischen Determinismus, das in Folge der NS-Zeit schwer belastete Fach Humangenetik von der Anthropologie abzuspalten und zu etablieren. Weiters kam hinzu, dass sich Fonatsch einem besonders schwierigen Bereich verschrieben hat, der Tumorzytogenetik.
Dabei geht es um die Veränderungen im Chromosomensatz einer Zelle, die zur Entstehung bösartiger Formen von Krebs führen - einen vormals lange gehegten Verdacht, der erst auf Grund neuer Techniken im Jahr 1960 mit der Entdeckung des sogenannten Philadelphia-Chromosoms bewiesen werden konnte. Damals fanden die US-Forscher Peter Nowell und David Hungerford in Knochenmarkszellen von Patienten mit chronisch myeloischer Leukämie sehr häufig ein kleines Chromosom, das normalerweise im menschlichen Chromosomensatz nicht zu finden ist und benannten es nach dem Ort seiner Entdeckung. Wie sich zeigte, handelte es sich um ein verkürztes Chromosom 22 mit einer Translokation am Chromosom 9.
Allerdings, so der Wiener Humangenetiker Michael Vesely, blieb dieses Chromosom lange das einzige Beispiel für eine charakteristische Chromosomenanomalie, die bei einer menschlichen Tumorerkrankung so regelmäßig auftrat, dass man sie mit der Entstehung der Erkrankung in Verbindung bringen konnte.
Bedeutende Beiträge
Mittlerweile konnten zahlreiche Chromosomenveränderungen entdeckt werden, die mit der Entstehung und Entwicklung von Tumoren im Zusammenhang stehen. Fonatsch hat dazu ganz entschieden beigetragen und die Tumorzytogenetik von Blut- und Lymphom-Erkrankungen als interdisziplinäre Fachrichtung zwischen Onkologie, Pathologie und Humangenetik im deutschen Sprachraum begründet. Ihr ist es auch zu verdanken, dass die Bedeutung der Tumorzytogenetik für Diagnose, Klassifikation, Prognose und Therapie sowie für die Erklärung der zugrunde liegenden molekularen Vorgänge heute außer Frage steht.
Kommt hinzu, dass Fonatsch eine engagierte und begeisternde Lehrende ist, die ihre große Erfahrung und ihr Wissen gerne weitergibt. Ihr diesbezüglicher Erfolg umfasst eine lange Liste heute ebenfalls namhafter Humangenetiker, die sie ausgebildet hat.