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Zentralbank nimmt auch Staatsanleihen mit schlechtem Rating. | IWF will Zahlungen an verschuldeten Euro-Staat innerhalb einer Woche freigeben. | Euro profitiert nicht von Griechenland-Rettung. | Washington/Frankfurt. Die Europäische Zentralbank (EZB) kommt Griechenland wegen der Schuldenkrise ein weiteres Mal entgegen. Sie setzte am Montag eine Regel aus, nach der sie als Sicherheit für Kredite an Banken nur Staatsanleihen mit einem befriedigenden Bonitätsbewertung annimmt. Die Mindestanforderung für bereits begebene und künftige griechische Staatsanleihen werde bis auf weiteres ausgesetzt.
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Sie begründete ihren Schritt mit dem harten Sparprogramm, mit dem die Regierung in Athen ihren Haushalt in den Griff bekommen will.
Um an Geld der EZB zu kommen, können Banken eigentlich nur Staatsanleihen als Sicherheit hinterlegen, die von mindestens einer Ratingagentur eine gute A-Note erhalten haben. Wegen der Schuldenkrise Griechenlands wurde diese Regel aber bereits aufgeweicht. Griechische Papiere wurden von der Agentur S&P bereits auf Ramschstatus herabgestuft, weitere Herbstufungen drohen.
IWF gibt Hilfszahlungen innerhalb einer Woche frei
Der Internationale Währungsfonds (IWF) will die Milliardenhilfe für Griechenland "innerhalb einer Woche" freigegeben. Das erklärte IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn am Sonntag, nachdem der IWF und die Euro-Länder ein beispielloses Rettungspaket für das südosteuropäische Land vereinbart hatten. Die gemeinsame Anstrengung werde zur Stabilität der Gemeinschaftswährung Euro beitragen und somit ganz Europa nutzen, fügte Strauss-Kahn hinzu. Dadurch würden die weltweite Stabilität des Finanzsystems und die Erholung der Weltwirtschaft unterstützt.
Das hoch verschuldete Griechenland soll in den kommenden drei Jahren Notkredite von bis zu 110 Mrd. Euro erhalten. Das Hilfspaket umfasst bis zu 80 Mrd. Euro von den Euro-Staaten und weitere 30 Mrd. Euro vom IWF. Deutschland muss bis zu 22,4 Mrd. Euro tragen.
Bei US-Präsident Barack Obama stieß die vereinbarte Hilfe für Griechenland auf ein positives Echo. In einem Telefonat mit dem griechischen Regierungschef Giorgos Papandreou habe Obama zudem das von der Regierung in Athen angekündigte Sparprogramm begrüßt, teilte das Weiße Haus am Sonntag mit.
Euro profitiert nicht von Griechenland-Rettung
Der Euro hat nur kurzzeitig von der Rettung Griechenlands profitiert. Nachdem die Gemeinschaftswährung am Wochenende infolge der Verkündung des milliardenschweren Hilfspakets deutlich über 1,33 Dollar gestiegen war, sank sie am Montag wieder in Richtung 1,32 Dollar. Zuletzt kostete ein Euro 1,3235 Dollar. Ein Dollar war damit 0,7556 Euro wert. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Freitag auf 1,3315 (Donnerstag: 1,3256) Dollar festgesetzt.
Händler sprachen trotz der Rettung von anhaltenden Zweifeln, nicht zuletzt wegen weiterer haushaltspolitischer Wackelkandidaten in Europa. Zuletzt waren insbesondere Portugal und Spanien an den Märkten unter Druck geraten. (APA/AFP/Reuters/dpa)
Fahrplan für das Griechenland-Hilfspaket
+++ Pröll will Banken an Bord holen
+++ EZB kommt Griechenland entgegen
+++ 110 Milliarden Euro für Griechenland
+++ Analyse: Euro-Operation am offenen Herzen
+++ Kommentar: Europa, reloaded
+++ Taverne und Urlaub adieu
+++ Dossier: Griechenland und die Euro-Krise