Europäische Zentralbank verlängert Zinspause. | Leitzinserhöhung für Juli erwartet. | Trichet erteilt Umschuldungspläne für Griechenland Absage. | Euro-Kurs rutscht ab. | Frankfurt. Die Europäische Zentralbank (EZB) verlängert ihre Zinspause. Der Leitzins im Euro-Raum bleibt nach einem Beschluss des Notenbank-Rates vom Donnerstag in Frankfurt vorerst bei 1,25 Prozent.
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Auch können die Banken weiterhin uneingeschränkt Geld von der Zentralbank bekommen. Doch die hohe Inflation zwingt die Währungshüter zu "hoher Wachsamkeit", wie EZB-Präsident Jean-Claude Trichet am Donnerstag in Frankfurt sagte. Damit gilt es als ausgemachte Sache, dass der Leitzins im Juli zum zweiten Mal nach der Finanzkrise steigt. Doch die Inflation ist derzeit nicht das größte Problem für Trichet: Die nicht enden wollende Schuldenkrise Griechenlands wird zunehmend zur Zerreißprobe für die Eurozone.
Plänen zur Umschuldung Griechenlands erteilte Trichet am Donnerstag eine deutliche Abfuhr. "Wir schließen alle Konzepte aus, die nicht auf absoluter Freiwilligkeit beruhen. Wir wollen auf jeden Fall alle Szenarien vermeiden, die einen Kreditausfall gleichkommen oder als solcher verstanden werden", sagte er. "Es wäre ein großer Fehler, wenn es dazu käme."
Euro fällt
Nach Trichets Aussagen ist der Euro-Kurs am Donnerstag kräftig abgerutscht und zeitweise unter die Marke von 1,45 US-Dollar gefallen. In der Spitze gab die Gemeinschaftswährung auf ein Tagestief bei 1,4478 Dollar nach. Im Nachmittagshandel konnte sich der Euro wieder etwas erholen und gegen 18 Uhr bei 1,4527 Dollar.
Angst vor ausufernder Inflation
Dass aus Sicht der EZB die Furcht vor einer ausufernden Teuerung begründet ist, zeigen die neuen EZB-Prognosen zu Inflation und Wachstum in der Euro-Zone. Die EZB-Ökonomen gehen nun für dieses Jahr im Mittel von einer Inflationsrate von 2,6 (März-Prognose: 2,3) Prozent aus. Die Teuerung würde damit noch deutlicher als bisher befürchtet über dem Zielwert von knapp unter zwei Prozent liegen, bei dem die EZB von stabilen Preisen spricht. Für das kommende Jahr rechnen die Volkswirte der Zentralbank wieder mit nachlassendem Preisdruck.
Dass sich die EZB sehr wohl der Verletzlichkeit der Banken in den Problemländern Griechenland, Irland und Portugal bewusst ist, zeigte eine weitere Entscheidung der Währungshüter. Sie verlängern nämlich ihre Rundumversorgung der Institute mit Zentralbankgeld und verzichten darauf, die stark gelockerten Bedingungen für entsprechende Refinanzierungsgeschäfte wieder zu verschärfen. Die EZB kämpft mit dem Problem, dass viele Banken aus den Sorgenländern nach wie vor keinen Zugang zu frischem Kapital über den freien Interbankenmarkt haben und deshalb finanziell am EZB-Tropf hängen. Nun bekommen angeschlagene Banken von der EZB "so lange wie nötig" - mindestens aber bis Oktober - so viel Geld wie sie benötigen. (APA/Reuters/dpa)
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EZB hebt Leitzins nicht an