Zum Hauptinhalt springen

EZB will den 500er abschaffen

Von Gerald Jatzek / WZ Online

Politik
Setzt sich mittelfristig virtuelles Geld durch?
© sxc - Creative Commons / Public Domain - Collage WZ Online / Jatzek

Deutschland und Österreich wollen große Scheine behalten.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 8 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Im Alltag sieht man ihn ohnehin kaum. Nun erheben sich Stimmen, die ihn abschaffen wollen. Verschwindet der 500-Euro-Schein? Die Österreichische Nationalbank (OeNB) ist allerdings dagegen.

Die Initiative zur Abschaffung ist immerhin so erfolgreich, dass die Europäische Zentralbank die Abschaffung des 500-Euro-Scheins prüft. Eine Entscheidung über die höchste Banknote in der Euro-Zone steht allerdings noch aus. Diese kann nur der EZB-Rat fällen, in dem die Notenbank-Chefs aller 19 Länder des Währungsraums sitzen. Sowohl die OeNB wie die deutsche Bundesbank stehen Bargeldeinschränkungen skeptisch gegenüber. In Österreich und Deutschland ist der Anteil der Barzahlungen höher als in vielen anderen Länder Europas.

OeNB-Direktoriumsmitglied Kurt Pribil stellte am Freitag im Mittagsjornals des ORF klar: "Wir sehen derzeit keine Notwendigkeit für eine Abschaffung des 500-er Scheins." Er führte aus, dass es fraglich sei, ob man Kriminalität mit Abschaffung des 500 Euro-Scheines bekämpfen könne. "Wir wissen, dass ein Teil des Drogenhandels auch mit Bit-Coins abgewickelt wird oder beispielsweise mit Diamanten." Wesentlich wirksamer im Kampf gegen Geldwäsche und Terrorfinanzierung seien die Geldwäscherichtlinien, die laufend ausgeweitet würden.

Er spielte damit auf Aussagen des Generaldirektors des Europäischen Amtes für Betrugsbekämpfung (OLAF), Giovanni Kessler, an, der in der Abschaffung großer Scheine eine Waffe gegen Betrüger sieht. Die Wege von elektronischem Geld und von kleinen Scheine seien leichter nachzuverfolgen, meint der frühere Mafiaermittler. Zu den Unterstützern der Aufgabe großer Geldscheine gehört auch der ehemalige leitende Volkswirt des Internationalen Währungsfonds (IWF) Kenneth S. Rogoff. Er tritt dafür ein, das Bargeld mittelfristig überhaupt abzuschaffen.

Dem steht freilich das Verhalten der Bevölkerung entgegen. Gerade in Krisenzeiten nimmt die Nachfrage nach Bargeld zu. Als etwa 2012 über die Wiedereinführung der Drachme in Griechenland spekuliert wurde, musste die EZB eine umfangreiche Lieferung von Banknoten nach Athen veranlassen,.

Laut Angaben der EZB sind zur Zeit mehr als 600 Millionen 500-Euro-Scheine im Umlauf. Etwa ein Viertel befindet sich laut Schätzungen außerhalb der Eurozone.

(Quellen: EZB, OeNB, APA, Financial Times, NBER)