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Business Angels bringen neben Kapital auch Know-how in junge Firmen ein.
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Wien. Mut zum Risiko alleine reicht nicht: Ein junges Unternehmen braucht am Anfang vor allem Kapital - und jemanden, der ihm ordentlich Ezzes gibt. Business Angels bieten beides.
Einer dieser "Unternehmensengel" ist Wolfgang Meindl. Er war 20 Jahre lang Geschäftsführer eines Chemieunternehmens, bevor er sich vor drei Jahren als Unternehmensberater selbständig machte und auf Start-ups fokussierte. "Ich wollte aber nicht nur als Berater g’scheit reden, sondern mich auch finanziell beteiligen", sagt Meindl im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".
Bei i2, der Börse für Business Angels, hinter der die staatliche Förderbank aws (Austria Wirtschaftsservice) steht, war er an der richtigen Adresse. i2 vermittelt Unternehmen an Investoren - und umgekehrt. Meindl fand zwei für ihn passende Projekte: Die Firma Annikki entwickelt neue Verfahren, mit denen Biomasse in ihre Hauptkomponenten aufgespaltet werden kann. Daraus können dann wertvolle Folgeprodukte gewonnen werden. In dieses Projekt brachte Meindl neben seinem Know-how 200.000 Euro Kapital ein. Sein zweites Investment: das St. Pöltner Unternehmen MB Online, das innovative Verfahren zur raschen Messung mikrobiologischer Verunreinigungen von Gewässern entwickelt. Meinl ist mittlerweile als Verkaufsleiter und Marketing-Direktor voll in das Tagesgeschäft von MB Online involviert und hält eine Beteiligung von 7 Prozent. Österreich ist dem Unternehmen bereits zu klein geworden. Meindl: "Wir haben bereits Verträge mit Distributoren in mehreren europäischen Ländern und in den USA."
Erfahrung, Wissen undKontakte
"Den typischen Business Angel gibt es nicht", heißt es aus der aws. Er lässt sich treffend charakterisieren als (ehemaliger) Unternehmer oder Top-Manager, "der neben Kapital auch seine Erfahrung, sein Wissen, seine unternehmerischen Fähigkeiten und seine Kontakte in ein junges Unternehmen einbringt". Der Frauenanteil ist noch gering. "In unserer Datenbank haben wir derzeit 140 Investoren, davon sind 5 Prozent Frauen", sagt aws-Geschäftsführer Bernhard Sagmeister. Pro Jahr werden an i2 rund 400 Projekte herangetragen, die Eigenkapitalgeber suchen. "Wir prüfen alle Daten genau und stellen dann die Kontakte zu geeigneten Investoren her", so Sagmeister. Das Entgelt für das Matching-Service kostet für Business Angels 90 Euro im Jahr, die Unternehmen zahlen 390 Euro für sechs Monate. Bei erfolgreicher Vermittlung einer Beteiligung - die Höhe liegt in einer Bandbreite von 35.000 bis 850.000 Euro - wird eine Provision von ein bis zwei Prozent der Transaktionssumme verrechnet. Der Schwerpunkt der Vermittlungstätigkeit liegt bei Betrieben, die sich in der Gründungs- und Aufbauphase befinden.
Das Jahr 2011 brachte einen "Schwall an guten Unternehmen mit guten Aussichten", freut sich Sagmeister. Die Gründe dafür liegen einerseits in der restriktiven Kreditvergabe der Banken, andererseits hätten Investoren mit hoher Liquidität aufgrund der Turbulenzen an den Finanzmärkten ein Veranlagungsproblem. Ihnen bieten sich als Alternative Investments in Start-ups an.
Wie sieht es mit den Erfolgschancen aus? Aus der vierzehnjährigen Geschichte der i2 ergeben sich folgende grobe Relationen: Bei 10 Prozent der Beteiligungen liegt die Rendite über 100 Prozent, bei 30 Prozent ist sie größer als 50 Prozent. Bei 20 Prozent "überlebt" das Unternehmen, und bei 40 Prozent kommt es zu einem Totalverlust des Investments.