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Der Zeitpunkt ist wohl kein Zufall: Nur wenige Tage nach dem Beschluss des einheitlichen EU-Urheberrechts ging Facebook-Chef Mark Zuckerberg in Deutschland auf Goodwill-Tour. Er traf Verlegerchef Mathias Döpfner wie auch CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer. Dabei soll Zuckerberg, der zuletzt nicht viel von herkömmlichen Medien auf Facebook gehalten hat, konziliante Töne angeschlagen haben. Man werde den Medien einen eigenen Bereich zur Verfügung stellen, heißt es plötzlich, auch Lizenzzahlungen für professionellen Content, die die Netzgiganten stets verweigerten, kann man sich nun vorstellen. Das ist kein Wunder: Schreibt die umstrittene Reform den Netzriesen aus den USA diesen jetzt auch vor - zumindest im Prinzip. Es wäre beiden Seiten geraten, den weiteren Weg im Konsens zu gehen und nicht sich gegenseitig das Leben schwer zu machen. Wenn man bedenkt, dass jedes zweite Facebook-Posting auf ein klassisches Medium referenziert, wird klar, dass Facebook diesen Content genauso braucht wie die Medien die Reichweite durch Facebook. Damit kann - und damit wird man arbeiten müssen. Auch als Kommunikations-Gegengewicht zu dem manipulativen Schrott, den Facebook bisher ungefiltert auf die Menschheit losgelassen hat - von der haltlosen politischen Verschwörungstheorie bis zum gefährlichen Impfgegner-Geschwurbel. Es ist gut, dass Facebook nun doch endlich beginnt, seiner großen Verantwortung gerecht zu werden. Und zwar je früher, desto besser.