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Kaum Anträge in Problemregionen. | AMS: "Run" setzt sicher noch ein. | Wien. Seit 1. Mai ist die heiß umstrittene Verordnung in Kraft, mit der Wirtschaftsminister Martin Bartenstein (ÖVP) 800 Schweißer, Fräser und Dreher nach Österreich holen will. Das Interesse der heimischen Unternehmen an den von Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung herbeigesehnten Facharbeitern hält sich aber derzeit noch in Grenzen.
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Laut Bartenstein werden bis 2009 in Österreich rund 50.000 Fachkräfte fehlen. Wer jedoch geglaubt hat, dass angesichts des viel zitierten "akuten Mangels" heimische Betriebe um die - gegen den Widerstand von Gewerkschaft und Arbeiterkammer erkämpften - zusätzlichen Arbeiter aus dem Osten Schlange stehen würden, irrt.
Laut Arbeitsmarktservice (AMS), das für die Zuteilung der ausländischen Fachkräfte verantwortlich ist, gibt es bis jetzt österreichweit lediglich vier Bewilligungen in Zusammenhang mit der Bartenstein-Verordnung. AMS-Sprecherin Beate Sprenger verweist allerdings darauf, dass diese erst wenige Tage in Kraft ist. Sprenger ist überzeugt, dass das volle Kontingent ausgeschöpft werden wird: "Der Run setzt sicher noch ein!" Außerdem dürfe man von der Zahl der Bewilligungen nicht auf die der Anträge schließen.
Experten "verblüfft"
Doch auch was diese angeht, kann von einem Ansturm seitens der Unternehmen scheinbar noch keine Rede sein: Die Steiermark gilt als eines der Bundesländer mit dem größten Facharbeiterbedarf, dennoch ist dort bis dato kein einziger Antrag eingegangen. Karl-Heinz Snobe vom AMS Steiermark findet das "enorm verblüffend", da man bereits im April "sehr offensiv" auf Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung zugegangen sei. In seinem Bundesland gebe es im Metall- und Elektrobereich nämlich deutlich mehr offene Stellen als Arbeitslose.
Ein ähnliches Bild zeigt sich in einer anderen Problemregion: Salzburger Betriebe suchen derzeit 50 Fräser und Schweißer, Arbeitslose gibt es dort in diesem Bereich lediglich sieben. Dennoch liegt beim AMS Salzburg bis dato nur ein einziger Antrag eines Unternehmens für einen Arbeiter aus dem zusätzlichen Kontingent vor.
Schwierige Suche
Eine denkbare Erklärung dafür könnte sein, dass Unternehmen Mitarbeiter für sehr spezielle Aufgaben suchen, jedoch keine mit entsprechender Qualifikation vorhanden sind. Snobe vermutet aber eher, dass die Betriebe, die sich ja selbst in den neuen EU-Mitgliedsstaaten auf Facharbeitersuche begeben müssen, wegen des - auch dort - "nicht so großen Angebots" schwer fündig würden.
Dies deckt sich mit den Vorwürfen von Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung, Österreich hätte durch die Abschottung des Arbeitsmarktes gegenüber den Nachbarländern die "erste Facharbeiterwelle" verschlafen. Die Gewerkschaft warnt jedoch davor, die Bestimmungen zu lockern. Dies würde Versuche, die Arbeitslosigkeit in Österreich abzubauen, unterlaufen. Die Unternehmen sollten selbst mehr Lehrlinge ausbilden.