Vorbeugung gegen freie Kassenstellen: Studium wird um zwei Jahre verlängert, Honorare werden angehoben.
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Die Politik hofft, eine Medizin gegen die grassierenden freien Kassenstellen bei Hausärzten gefunden zu haben: Die Allgemein- und Familienmedizin wird ein Facharztstudium. Gesundheitsministerium, Bundesländer, Sozialversicherung und Ärztekammer haben sich auf einen entsprechenden Modus verständigt. Die Ausbildung wird künftig im Anschluss an das Medizinstudium fünf Jahre dauern, davon werden zwei Jahre in einer Lehrpraxis absolviert.
Den Wunsch nach einer Aufwertung des Berufs gibt es vonseiten der Ärzteschaft schon lange. Kein Wunder also, dass die Ärztekammer über einen "Meilenstein nach 30-jährigen Bemühungen" jubelte. Bewegung ist in diese Sache aber erst in den vergangenen Jahren hineingekommen, wohl nicht zuletzt auch, weil immer mehr Gemeinden, vor allem im ländlichen Raum, die konkrete Erfahrung gemacht haben, dass frei gewordene Kassenstellen in der Allgemeinmedizin gar nicht so einfach nachzubesetzen sind.
Die bisher fehlende Facharzt-Ausbildung ist kein Allheilmittel, wird aber auch als wichtiger Baustein gesehen, den Beruf des Hausarztes und der Hausärztin wieder attraktiver zu gestalten – auch finanziell. Dass eine Fachärztin für Allgemeinmedizin besser honoriert wird als bisher der klassische Hausarzt, liegt auf der Hand. Europaweit hat sich das Modell der Allgemein- und Familienmedizin als Fachdisziplin längst durchgesetzt, Österreich ist hier ein Nachzügler. Die Facharzt-Ausbildung soll natürlich auch die Versorgung
qualitativ verbessern.
Umsetzung im zweiten Anlauf
Die türkis-blaue Regierung hat sich 2017 noch die "Prüfung der Einführung eines Facharztes für Allgemeinmedizin" verordnet, zur Umsetzung ist es aber nie gekommen, die Regierungsperiode endete auch vorzeitig. Türkis-Grün waren in ihrem Programm schon klarer: "Im Medizinstudium wird eine Fachärztin bzw. ein Facharzt für Allgemeinmedizin geschaffen", hieß es da.
Nun hat unter dem dritten grünen Gesundheitsminister die Einigung zwischen allen Beteiligten geklappt. Die Ausbildung wird bis 2030 in mehreren Schritten auf fünf Jahre verlängert. Die zwei zusätzlichen Jahre werden als Lehrpraxis und überwiegend im niedergelassenen Bereich absolviert. Auch in der dreijährigen Grundausbildung wird es einige Änderungen geben, wobei die Allgemeinmedizin bereits in den vergangenen Jahren innerhalb des Studiums aufgewertet wurde.
Das Aufgabengebiet für das Sonderfach Allgemeinmedizin und Familienmedizin beinhaltet die Gesundheitsförderung, die Krankheitserkennung sowie die Krankenbehandlung einschließlich der Einleitung von Rehabilitationsmaßnahmen.
Die mögliche Kehrseite: Der Weg zu einer Arztpraxis wird länger. Nach einer Übergangsphase wird die Facharzt-Ausbildung Voraussetzung für die Übernahme einer Kassenstelle sein, bisher reicht die Arztprüfung. Im Bildungsbereich, wo ebenfalls immer mehr Stellen unbesetzt bleiben, prüft Minister Martin Polaschek gerade den umgekehrten Weg und ein kürzeres Studium für den Lehrerberuf. (sir)