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Fachhochschulen positionieren sich als Uni-Alternative

Von Kamil Kowalcze

Politik

Nachfrage wird immer größer. | Zugang per Gesetz beschränkt. | Finanzierung ist vielschichtig.


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Wien. Kleine Räume, moderne Ausstattung, ein eigener Sitzplatz und ein Betreuungsverhältnis wie früher in der Schule: der Wunschtraum eines jeden Studenten. Mitten in der leidgeprüften österreichischen Hochschullandschaft gibt es eine Insel der Seligen, einen Ort, an dem das Studieren im Vordergrund steht und nicht dessen Hürden: die Fachhochschule.

Im Jahre 1994/95 nahmen die ersten zehn FH-Studiengänge den Betrieb auf. Da ahnte noch niemand, was für eine dynamische Entwicklung diese als Alternative zur traditionellen Universität konzipierte Hochschule nehmen würde. Sieben Jahre später absolvieren in ganz Österreich rund 37.000 Studenten an 21 verschiedenen Fachhochschulen ihr Bachelor- oder Master-Studium.

"Der Boom auf die FHs ist enorm", bestätigt Michael Heritsch, Geschäftsführer der FH Wien. Das kann auch zu einem Problem werden, so Heritsch weiter: "Die Plätze sind dadurch so eng begrenzt, dass das Auswahlverfahren Dimensionen annehmen könnte, die viele Interessierte abschrecken würden." Bei den wirtschaftswissenschaftlichen Studien sei der Andrang besonders groß, doch Journalismus und Kommunikationsmanagement hätten eindeutig die meisten Bewerber: Rund zwölf pro Studienplatz, heißt es aus der FH Wien.

Entsprechende Rahmenbedingungen

Die Anzahl der verfügbaren Studienplätze ist durch Akkreditierungsrichtlinien vorgegeben, die wiederum vom Fachhochschul-Studiengesetz abgeleitet wurden. Somit ersparen sich die Fachhochschulen die ideologisch belasteten Diskussionen um Zugangsbeschränkungen, die seit jeher auf Kosten der Universitäten geführt werden.

Doch der Generalsekretär der Fachhochschulkonferenz, Kurt Koleznik, lässt sich auf keinen Vergleich mit den in allen Belangen größeren Unis ein: "Wir haben eine andere Jobdescription, andere Rahmenbedingungen. Wir können uns unsere Studenten selbst aussuchen und haben eine Studienplatzfinanzierung." Laut Koleznik haben die FHs einen klaren Auftrag: Der Student muss sein Studium in der dafür vorgesehenen Zeit absolvieren können - die FH soll die Rahmenbedingungen dafür schaffen.

Nähe zur Privatwirtschaft

Ein Auftrag, der auch im Universitätsgesetz vorgeschrieben ist. Doch ein wesentlicher Unterschied zwischen Uni und FH sind die ihnen zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel, konkret: die Studienplatzfinanzierung. Die Fachhochschulen erhalten vom Bund 7940 Euro pro Student einer technischen, 6510 Euro einer wirtschaftlichen Studienrichtung. Diese Finanzierungsart wird von den Uni-Rektoren auch für ihre Universitäten gefordert. Über Studiengebühren entscheidet die Fachhochschule autonom: 37 Prozent der FH-Studenten sind davon ausgenommen.

Darüber hinaus hat jede FH einen Eigentümer, der bei Bedarf finanziell aushilft. In Vorarlberg zum Beispiel übernimmt das Bundesland die Rolle des Gesellschafters, in St. Pölten die Stadtregierung. Wiener Fachhochschulen stehen ausschließlich mit Vereinen und Interessenvertretungen wie der Wirtschaftskammer (FH Wien) im Eigentümerverhältnis. Weitere Finanzierungsquellen sind Kooperationen mit Unternehmen, Sponsoring sowie diverse Förderprogramme.

Doch die Unternehmen erwarten für ihr finanzielles Engagement eine Gegenleistung. "Geschenkt kriegt man gar nichts. Es sollte ein zumindest Steueranreiz geschaffen werden, um die Privatwirtschaft zum Investieren zu bewegen," appelliert Koleznik an die Regierung. Technische FHs haben es leichter, einen Kooperationspartner zu finden: Sie mutieren zu ausgelagerten Entwicklungsabteilungen der Unternehmen, erklärt Heritsch.

"Der Erfolg gibtuns recht"

Der Geschäftsführer der Fachhochschule Wien spricht ein zentrales Problem an: "Wir müssen Bunker und Geldverstecke anlegen, damit wir die nächsten Jahre überleben können. Wir brauchen keine Milliarden, wir brauchen eine Perspektive, damit wir vorausplanen können. Leider gibt es keine klare Hochschulstrategie."

Generalsekretär Koleznik fordert: "Die Hochschulen müssen ihr Profil schärfen. Wir arbeiten mit modernen Management-Methoden, haben eine gute Didaktik und einen hohen Service-Grad - die Massenfachhochschule gibt es bei uns nicht." Der Nachsatz: "Der Erfolg gibt uns recht."