Weiterbildung und flexible Arbeitsformen wie die Möglichkeit zum Homeoffice stehen ganz oben auf der Liste.
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Das Jahr ist noch jung und die Mitarbeiter sind motiviert. Wenn das so bleiben soll, dürfen sich Unternehmer aber nicht auf dem augenblicklichen Stand ausruhen. Das gilt auch für Kanzleiinhaber. Sie sollten jetzt die Möglichkeit nutzen, um gemeinsam mit ihren Mitarbeitern die Weichen für das gesamte Jahr zu stellen. Denn wenn die eigenen Mitarbeiter das Gefühl haben, das Jahr mitgestalten zu können, steigt die Motivation.
Mitarbeiter einer Kanzlei wünschen sich beispielsweise, dass der Arbeitgeber in ihre Weiterbildung investiert. Sie wollen aber auch regelmäßig eingebunden werden, wenn es um die Ziele der Kanzlei geht.
Was Steuerfachkräfte von ihrem Arbeitgeber erwarten
Wenn Steuerfachkräfte befragt werden, wie sie sich den idealen Arbeitgeber vorstellen, steht die Investition in Weiterbildung ganz oben auf der Liste. Das ist ein Wunsch, von dem beide Seiten etwas haben. Der Arbeitnehmer verbessert seine Karriereaussichten, während der Arbeitnehmer vom Wissenszuwachs profitiert: eine Win-win-Situation.
Neben der Weiterbildung wird vor allem ein positives Betriebsklima genannt. Natürlich möchte niemand mit Bauchschmerzen zur Arbeit gehen. Der Arbeitsplatz sollte ein Ort sein, an dem man sich wohlfühlt. Wenn es einem Unternehmen gelingt, ein angenehmes Betriebsklima zu schaffen, hat es auch in diesem Punkt viel zu gewinnen: Motivation und Arbeitsleistung werden sich auf einem hohen Level befinden, und damit steigen die Umsätze. Das angenehme Betriebsklima lässt sich allerdings nicht mit einer Rundmail an die Mitarbeiter einführen. Es bedeutet auch nicht, einmal im Jahr einen Dampferausflug zu machen, damit sich alle auch einmal privat kennenlernen. Ein angenehmes Betriebsklima ist eine Frage der Unternehmenskultur und geht eng einher mit einer offenen Kommunikation. Jeder sollte mit jedem auf Augenhöhe reden können. Niemand darf Angst haben, ein brisantes Thema anzusprechen.
Auf der Liste der Steuerfachkräfte steht zudem der Punkt: Flexible Arbeitsformen. Es geht sowohl um die Arbeit im Büro als auch um die Heimarbeit. Die Vorlieben sind dabei recht unterschiedlich. Manch einer möchte lieber an seinem Schreibtisch in der Kanzlei arbeiten, ein anderer zieht das Arbeitszimmer in den eigenen Räumlichkeiten vor, und ein Dritter würde gern die Möglichkeit haben, zwischen Büro und Homeoffice zu wechseln. Flexibilität ist hier das Stichwort. Wer als Kanzleiinhaber glaubt, die Mitarbeiter würden nur produktiv sein, wenn sie unter ständiger Kontrolle stehen, wird bald mit deutlich weniger Mitarbeitern auskommen müssen.
Wie Kanzleien ihre Mitarbeiter einbinden können
Die Erwartungen, die Steuerfachkräfte an ihren Arbeitgeber haben, sind vielfältig. Es geht beispielsweise um einen kontinuierlichen Entwicklungsprozess der Kanzlei, um die Ausstattung des Arbeitsplatzes oder um ein breit gefächertes Aufgabengebiet. Häufig wird auch die Notwendigkeit einer strukturierten Einarbeitung genannt, die nicht nur für neue Mitarbeiter wichtig ist, sondern auch die vorhandenen entlastet. All diese Erwartungen lassen sich allerdings in einer einzigen zusammenfassen: Es ist der Wunsch nach der Mitgestaltung.
Bei einigen Kanzleien gibt es klare Hierarchien, und es wird grundsätzlich nur von oben nach unten delegiert. Die Steuerfachkräfte werden also nicht an den Entscheidungen beteiligt. Sie dürfen auch keine Vorschläge einbringen. Das möchten aber viele, weil sie zahlreiche Ideen haben, wie sich die Abläufe verbessern lassen. Sie möchten zumindest, dass ihre Gedanken gehört und ernst genommen werden. Ihnen das zu ermöglichen, ist allein eine Frage der Wertschätzung und des respektvollen Umgangs am Arbeitsplatz. Damit ist man wieder bei der Unternehmenskultur angelangt.
Flache Hierarchien begünstigen natürlich die Einbindung der Mitarbeiter, und sie erleichtern die Kommunikation. Es ist aber hilfreich, gleichzeitig eine Feedback-Kultur einzuführen. Nicht jeder Mitarbeiter spricht von sich aus Dinge an, die ihm wichtig erscheinen. Nicht jeder erzählt offenherzig, was ihn bei der Arbeit gerade bedrückt. Aus diesem Grund müssen regelmäßig Feedback-Gespräche geführt werden. Der Kanzleiinhaber sollte in Erfahrung bringen, wie es seinen Mitarbeitern geht und wo sie eventuell Unterstützung gebrauchen könnten.
Probleme so schnell wie möglich erkennen
Solche Gespräche müssen mindestens einmal im Quartal, besser aber einmal im Monat angesetzt werden. Es geht darum, Herausforderungen und Probleme so schnell wie möglich zu erkennen und zu überwinden. Zudem können die Gespräche dazu genutzt werden, um die Ziele des Mitarbeiters und die anstehenden Aufgaben der Kanzlei in Ruhe zu besprechen. Wichtig ist, dass man sich genügend Zeit für jeden einzelnen Mitarbeiter nimmt. So bleibt man am Puls des Teams und kann schnell reagieren, wenn es negative Entwicklungen und Unzufriedenheit gibt.
Wer als Kanzleiinhaber glaubt, er hätte mit einem Jahresgespräch genug getan, vergisst, dass ihm viele wichtige Informationen verloren gehen. Die Stimmung kann plötzlich umschlagen, und dann kommen lang verdeckte Frustrationen zum Vorschein. Wenn nicht frühzeitig gegengesteuert wird, um das Betriebsklima auf einem guten Kurs zu halten, werden die Mitarbeiter die Kanzlei verlassen. Sie haben unter den gegenwärtigen Bedingungen des Arbeitsmarktes unzählige Möglichkeiten.
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