Branche will durch Übernahmen ihre Kompetenzen weiter in Richtung Full-Service-Provider ausbauen.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 9 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Wien. Und es gibt sie doch - Branchen, die der Wirtschaftskrise trotzen. Die heimische Facility-Service-Branche wächst, wenn auch moderater als in den vergangenen Jahren. Das belegt die Marktstudie "Facility Services in Österreich" des Branchenanalysten Interconnection Consulting. "Es zeigt sich, dass viele Leistungen, die extern an Facility-Service-Dienstleister vergeben werden, selbst bei einem Wirtschaftsabschwung nachgefragt werden", skizziert Experte Andreas Erdpresser die erfreuliche "Krisenfestigkeit" der Branche.
Trotzdem korreliere das Gesamtmarktwachstum mit dem Wirtschaftswachstum. Wenn weniger investiert und gebaut werde, Gebäude leer stehen und Firmen nicht ausgelastet seien, dann verringere sich eben auch die Nachfrage nach Facility Services. Für die aktuelle Studie wurden 67 große Unternehmen analysiert, die externe infrastrukturelle, technische und kaufmännische Facility-Service-Dienstleistungen anbieten. Die extern erbrachten Dienste rund um Immobilien legten demnach 2014 im Vergleich zum Jahr davor um 3,2 Prozent zu und kratzten damit an der Fünf-Milliarden-Euro-Marke.
Die steilste Wachstumskurve verzeichnete Niederösterreich mit plus 3,8 Prozent. Kärnten und Salzburg erreichten mit plus 1,9 Prozent beziehungsweise 1,5 Prozent das geringste Wachstum. Wien hält den größten Anteil am Facility-Managementmarkt mit einem Gesamtvolumen von circa 1,8 Milliarden Euro im Vorjahr.
Trend zum Outsourcing hält an
Den maßgeblichen Motor für die positive Entwicklung liefert der anhaltende Outsourcing-Trend jener Dienstleistungen, die den Nimbus der einfachen Hausmeister-Dienste längst hinter sich gelassen haben. So werden klassische Leistungen wie Reinigung und Gebäudesicherheit weiter professionalisiert, und das Angebotsspektrum, vor allem im Bereich technische Services, wird zunehmend erweitert. Diese Leistungen liefern externe Spezialisten häufig kostengünstiger und professioneller als unternehmensinterne Facility-Abteilungen. Und so stieg der Anteil von extern vergebenen Facility Services zwischen den Jahren 2009 und 2014 von 44,5 auf 51,6 Prozent.
"Derzeit sind mehrere tausend Unternehmen in der heimischen Facility-Service-Branche tätig", erklärt Erdpresser. "Der Markt ist also sehr fragmentiert, mit vielen Klein- und Kleinstunternehmen vor allem im Bereich Reinigung. Größere Unternehmen versuchen durch Übernahmen ihre Kompetenzen weiter in Richtung Full-Service-Provider auszubauen, wobei Anbieter von technischen Serviceleistungen besonders gefragt sind." So hat zum Beispiel der Baukonzern Strabag Ende 2014 die Facility-Management-Sparte des Industriedienstleisters DIW übernommen, wodurch sich nun die österreichischen Niederlassungen von DIW unter dem Dach der Strabag befinden. Neben Strabag/DIW zählen unter anderen Attensam, CKV, ÖWD, Reiwag, Securitas, Siemens, Simacek sowie die internationalen Konzerne Dussmann, Eurest, ISS, Sodexo und G4S zu den größten Playern am heimischen Markt.
"Internationale Player haben neben rein lokalen Anbietern längst am Markt Fuß gefasst", bestätigt Erdpresser. "Circa 57 Prozent der von uns analysierten Unternehmen sind ausschließlich in Österreich tätig, der Rest ist mit zumindest einer Niederlassung auch im Ausland vertreten. Rund 20 Prozent der untersuchten Unternehmen sind sogar in mehr als zehn Ländern vertreten."
Zugekauftes Know-how
Gerade größere Unternehmen sind weiter auf der Suche nach Übernahmekandidaten, um verstärkt als Gesamtdienstleister auftreten zu können. "Dabei sind vor allem Unternehmen mit technischem Hintergrund im Fokus", weiß der Berater. "Da die meisten größeren Facility-Dienstleister aus dem Bereich infrastruktureller Services, dazu gehören Reinigung, Catering und Sicherheit kommen, und sich so das noch fehlende Know-how im technischen Bereich zukaufen."
2014 waren es die technischen Dienstleistungen, die den Markt wertmäßig mit 3,7 Prozent am stärksten angetrieben haben. Dazu zählen unter anderem Gebäudewartung, Störungsmanagement, Inspektionen und Umbauarbeiten. "Da die Technisierung von Gebäuden stetig zunimmt, wird die Gebäudetechnik immer wartungsintensiver und das erfordert zunehmend Spezialisten", analysiert Studienautor Erdpresser. Der Wachstumstrend im technischen Segment wird sich laut Interconnection Consulting bis 2018 weiter fortsetzen, wobei hier ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 6,1 Prozent erwartet wird.
Das größte Segment mit einem Gesamtwert von über drei Milliarden Euro bleibt auch in Zukunft das infrastrukturelle Service, das Gebäudereinigung und Sicherheitsdienste beinhaltet. Branchenanalyst Erdpresser ist überzeugt, dass sich der Markt für Facility Services auch in den nächsten Jahren positiv entwickeln wird: "Neben den technischen Services werden vor allem der Trend zum Outsourcing von Facility-Dienstleistungen und integrierte Nachhaltigkeitskonzepte den Unternehmen viel Potenzial bieten, ihre Umsätze zu steigern."