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Barbara Retts montägliche Kultursendung "Treffpunkt Kultur" ist zwar angenehmer anzuschauen als es dieselbe Sendung unter ihrer Erfinderin Karin Resetarits war, dennoch ist das Glück des ewig
nörgelnden Kulturmenschen nicht vollkommen. Unter Resetarits war die Sendung schrill-postmodern, nun ist sie postmondän. Das äußert sich in einem rein beschreibenden Beitrag über ein offenkundig
schauriges Mozart-Musical des Erfolgstrios Kunze/Kupfer/Levay. Dann kommt Ludwig · sonore Stimme · Hirsch, selber schon ziemlich dunkelgrau geworden, und singt uns wie früher, als wir alle noch
jünger waren, was von der guten alten Omama vor. Die Musikbeiträge in dieser Sendung erinnern mich an die seinerzeit wie Sahnehäubchen als Blickfang eingesetzten Gaststars bei der Peter-Alexander-
Show oder beim "Goldenen Schuss" . . . Schließlich stand noch Klaus Bachler, der neue Burgherr, in schwarzem Wams Rede und Antwort. "Werktreue gibt es nicht", meinte er den Blick durchdringend auf
nichts Bestimmtes gerichtet. Das Werk entstünde im Unterschied zum Text erst durch die Arbeit des Regisseurs . . .
Während solcher Gespräche lehnen Gastgeberin und Gäste "relaxed" an einem runden Tisch: Wenn einmal ein besonders kleiner Gast käme, könnte er zur Demonstration seiner ebenfalls durch nichts zu
erschütternden Entspanntheit am ehesten die Kinnlade auf der gewiss kühlen Glasplatte ablegen. Das wäre wenigstens eine kleine Überraschung.