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Aus dem Griechenland-Dilemma soll gelernt, die wirtschaftspolitische Zusammenarbeit gestärkt werden. Darin sind sich die Finanzminister und Notenbankchefs der 27 EU-Länder einig. Interessant ist, dass der Großteil der jetzt herumschwirrenden Vorschläge bereits vor mehr als zehn Jahren geprüft wurde - zur Euro-Einführung.
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Den Gründervätern der Währungsunion war der Konstruktionsfehler daher wohl bekannt: Gemeinsame Banknoten ohne gemeinsame Wirtschaftspolitik haben wenig Sinn. Zehn Jahre hat es gedauert, um dies zu erkennen - die gefälschten Budgetzahlen Griechenlands waren nur noch der Auslöser.
Nun wird beschworen, die Ungleichgewichte bei der Wettbewerbsfähigkeit zu beseitigen. Die sind in der Tat beträchtlich. Deutschland wird im Export nur von China geschlagen. Griechenland hat ein Leistungsbilanzdefizit, das höher ist als sein Budgetdefizit. Wie soll es zur Angleichung kommen?
Zuerst sei festgestellt, dass die Sorge Deutschlands um die Stabilität des Euro noch einen Aspekt hat: den Schutz der eigenen Industrie. Die ist unter anderem aber deshalb so erfolgreich, weil eben andere Länder so schwach sind. Wenn nun in Ländern wie Griechenland der Aufbau wirtschaftlicher Strukturen in den Vordergrund rückt (und die Lohnzuwächse bei Beamten reduziert werden), dann wird dies den Erfolg Deutschlands schmälern. Dass Berlin einen Teil davon auch noch selbst bezahlt, weckt dort keine frohen Gefühle. Andererseits hat die deutsche Industrie von diesem Ungleichgewicht gut gelebt. Südeuropa ist von den EU-Fonds großzügig bedacht worden. Viele Aufbau-Vorhaben landeten in deutschen Auftragsbüchern.
Wie kann also die neue gemeinsame Wettbewerbsfähigkeit aussehen? Deutschland hätte gerne, dass alle Länder so funktionieren wie Deutschland: deutlich mehr produzieren und verkaufen können, als im Inland konsumiert wird. Wenn dies jeder macht, funktioniert es aber nicht mehr. Wenn Griechenland mehr wie Deutschland werden muss, dann muss Deutschland ein bisschen mehr wie Griechenland werden. Das Problem dabei ist, dass dies weder Berlin noch Athen klar ist. Vielleicht sollte sich Österreich als Modell ins Spiel bringen: diszipliniert, aber nicht ganz; tüchtig, aber mit Pausen zuverlässig, aber nur meistens.. .