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"Fahren Sie nicht zum Flughafen"

Von Alistair Smout und Polina Ivanova

Politik

Britische Airline Monarch meldet Insolvenz an und stellt ihren Betrieb ein - 110.000 Kunden im Ausland gestrandet.


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London. Der Preiskampf in der europäischen Luftfahrt sorgt für die dritte Airline-Pleite in diesem Jahr. Die fünftgrößte britische Fluggesellschaft Monarch meldete am Montag überraschend Insolvenz an. Anders als zuvor bei Alitalia und Air Berlin stellte das Unternehmen den gesamten Flugbetrieb sofort ein und löste damit die größte Rückholaktion von Passagieren nach Großbritannien seit Jahrzehnten aus.

Denn durch das plötzliche Aus für Monarch sind rund 110.000 Fluggäste im Ausland gestrandet. Die Regierung in London wies die Luftfahrtbehörde CCA an, für den Rücktransport der Monarch-Kunden mehr als 30 Flugzeuge zu chartern. Einen Fall solchen Ausmaßes habe es in Friedenszeiten in Großbritannien noch nie gegeben, teilte das Verkehrsministerium mit.

Die 1968 gegründete Monarch mit Sitz in Luton nördlich von London hat rund drei Dutzend Maschinen und flog vor allem beliebte Ferien-Ziele an - etwa in Spanien, Portugal und Italien. Der letzte Flieger landete der Flugrouten-Seite Flightradar24 zufolge aus Tel Aviv kommend um 3.19 Uhr Ortszeit in Manchester. Danach warnte die Firma die Kunden: "Fahren Sie nicht zum Flughafen. Es wird keine Monarch-Flüge mehr geben."

Der Belegschaft schrieb Monarch-Chef Andrew Swaffield: "Es tut mir wirklich so leid, dass Tausende nun mit einem gestrichenen Urlaub oder einer gestrichenen Reise zurechtkommen müssen, mit möglichen Verspätungen, um nach Hause zu kommen und großen Unannehmlichkeiten als Folge unseres Ausfalls. Es tut mir wirklich leid, dass es so zu Ende gegangen ist."

Vormarsch der Billigflieger machte Gesellschaft zu schaffen

Der britische Verkehrsminister Chris Grayling sieht die Airline als "Opfer des Preiskriegs im Mittelmeer". "Monarchs Problem war: Sie waren nichts Halbes und nichts Ganzes", sagte Grayling dem Sender Sky News. Die Airline sei weder eine richtige Ferienfluggesellschaft gewesen noch ein echter Billigflieger. Die Behörden arbeiteten mit Hochdruck daran, Fluggäste aus dem Ausland zurückzuholen. Viele der mehr als 2000 Monarch-Beschäftigten könnten wohl anderswo in der Branche unterkommen, sagte Grayling der BBC.

Monarchs Finanzlage hatte sich im Vorjahr verschlechtert, als es wegen der angespannten Sicherheitslage in Tunesien, Ägypten und der Türkei immer mehr Konkurrenz auf den europäischen Strecken nach Spanien und Portugal gab. Auch der Verfall des britischen Pfunds verschärfte die Lage. Eine Millionen-Spritze des Eigners, der Investment-Gesellschaft Greybull Capital, hielt die Airline vor einem Jahr noch am Leben.

Der Vormarsch der Billigairlines machte Monarch aber zu schaffen. Der Anteil am britischen Flugmarkt sank den Marktforschern von Euromonitor zufolge zuletzt auf 1,7 Prozent, nach 2,6 Prozent 2012.

Zuständig für die Insolvenz ist nun die Prüfungsgesellschaft KPMG. Nach ihren Angaben sind rund 860.000 Passagiere von der Monarch-Pleite betroffen. Viele von ihnen fühlten sich schlecht informiert. "Keine Nachricht, keine SMS, keine E-Mail", wetterte Mary Quist aus Milton Keynes. Sie saß sechs Stunden in einem Café im Flughafen Luton, um nach Portugal zu fliegen: "Wir können noch nicht einmal zum Duty-Free-Bereich, um uns mit Alkohol zu trösten."