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Fahrspaß trotz Umweltschutz

Von Herbert Hutar

Wirtschaft
Bei AVL List in Graz wird an alternativen Antrieben geforscht. Foto: AVL LIst

Enorme Nachfrage nach Autos in Schwellenländern. | Durchbruch beim Elektromotor steht noch aus. | Graz. Der schadstofffreie Autoantrieb ist keine Utopie mehr, so die Überzeugung von AVL-Chef Helmut List. Fahrspaß und nachhaltig gestalteter Antrieb bedeuten keinen Widerspruch. Die aktuelle Diskussion um hohe Ölpreise und CO2-Reduktion machen die Sache für ein Forschungs- und Entwicklungsunternehmen wie AVL List nur noch spannender, sagt List.


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AVL List, größter selbständiger Motorenentwickler der Welt und heimischer Vorzeigebetrieb, feiert dieser Tage den 60. Geburtstag. Gleichzeitig veranstaltet AVL den 20. Jahreskongress "Motor und Umwelt" mit 350 Experten aus 16 Ländern. Thema: "120 Gramm CO2 je Kilometer: Wo bleiben die Kosten, wo bleibt der Fahrspaß?"

Der Weg zur Elektrifizierung des Autos ist vorgezeichnet, begleitet von alternativen Treibstoffen. Selbst die Amerikaner sind vorne mit dabei, glaubt man den Aussagen von Gary J. Smyth, bei General Motors verantwortlich für Forschung und Entwicklung von Antriebssystemen.

Derzeit gibt es weltweit 820 Millionen Fahrzeuge, 2020 wird die Milliardengrenze überschritten sein. 70 Prozent davon werden in 11 Ballungszentren in der Dritten Welt und in Schwellenländern unterwegs sein. Der Ölbedarf wird dabei gebremst durch steigende Effizienz der Motoren und alternative Treibstoffe.

Müll als Treibstoff?

Auch das extreme Wachstum von Mega-Städten in Schwellenländern und der Dritten Welt mit entsprechender Motorisierung werde es nicht ohne moderne und nachhaltige Antriebstechnik geben können. Dafür sorgen schon die Treibstoffpreise, die hoch bleiben würden, sagt Smyth.

Die Entwicklungsstufen beim Auto weg von Benzin und Diesel sehen so aus: Die Motoren werden immer sparsamer, etwa durch Verkleinerung der Hubräume. Dazu steigt der Einsatz von Biotreibstoffen.

Bei den Treibstoffen rechnen die Experten von AVL bald mit Biotreibstoffen der zweiten Generation, die der Nahrungsmittelproduktion keine Konkurrenz mehr machen. Nach Ansicht von Smyth können das auch Holzabfälle, Gras oder gar Müll sein. Ein Drittel Anteil Biotreibstoff ist laut Experten in Reichweite.

Am Ende der Entwicklung steht, so die AVL-Experten, der Elektromotor. Die Vorteile: Keine Emission und exzellentes Drehmoment aus dem Stand heraus. Der große Nachteil: Die Batterien lassen noch zu wünschen übrig. Wolfgang Hatz, bei VW verantwortlich für neue Antriebe, zieht einen Vergleich: Eine Batterie, die einen Tank mit 55 Litern Benzin ersetzen soll, wiegt derzeit nicht weniger als eine Tonne. "Hier ist ein signifikanter Sprung erforderlich", so Hatz.

Und an dem will sich auch AVL beteiligen: Derzeit wird in Kooperation mit Toshiba eine praktikable Batterie entwickelt.

Zudem hat AVL schon vor vier Jahren eine Firma zur Entwicklung von Elektromotoren gekauft. Dabei kommt AVL noch etwas zugute: Bei Motorenprüfständen, traditionelle AVL-Produkte, spielen Elektromotoren in Verbindung mit Verbrennungsmotoren eine überragende Rolle.

AVL List sieht sich auf dem Weltmarkt gut aufgestellt: Die Motorisierungswelle in den Schwellenländern werde für Aufträge sorgen. AVL zählt sich jedoch schon jetzt zu den Globalisierungsgewinnern: Von den 4300 Beschäftigten arbeiten mehr als die Hälfte im Ausland, von den 625 Mio. Euro Umsatz werden 96 Prozent exportiert.

Jeder Job bei einem Kunden im Ausland bedeutet mehr Arbeit am Firmensitz in Graz, sagt List. Das heißt: Auslandsinvestitionen ja, Abwanderungstendenzen nein.