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Fahrtenbuch: Mini Cooper S - Frauenheld und Kurvenstar

Von Max Diesel

Wirtschaft

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Heizen oder anbraten? Unlängst im neuen Mini Cooper S: Hoher Auffall-Faktor verführt zum langsamen Dahingleiten mit aus dem Fenster hängenden Ellbogen. 165 PS Turbo-Motor und Sportfahrwerk verhindern allerdings, dass es bei der gesitteten Gleiten-statt-Hetzen-Fahrweise bleibt.

Schade, aber: Wien ist nicht Velden. In Velden nämlich - wer's nicht kennt: Das ist ein kleiner Ort am Kärntner Wörthersee - verläuft das Nachtleben linear entlang der Hauptstraße. Und wenn die Mädels und Buben in Velden - in erster Linie sind das Touristen aus Wien und Deutschland - in Fortgeh- und Hereindreh-Laune sind, setzen sie sich ins Auto und cruisen so langsam wie möglich die Haupstraße entlang, hören dabei laut Musik und schauen potenziellen Geschlechtspartnern hinterher.

Wien ist nicht Velden. Hier gibt es keine Hauptstraße, aber immerhin Hauptverkehrsadern, wo sich der schwefelfarbene Trend-Flitzer herzeigen lässt. Mit Gleiten spielt sich hier zwar nichts ab, (Stau ist gerade keiner). Trotzdem zeigt der Kleine Wirkung. "Oh, ist der süß", rufen die drei St. Pöltnerinnen im Dreier-Golf, bevor sie winkend vom Neubaugürtel in die Burggasse einbiegen.

Hurra, es geht ja. Ist Wien vielleicht doch Velden? Die St. Pöltnerinnen haben uns zwar mit ihrem überraschenden Abbiegemanöver abgehängt - allerdings ist es jetzt ohnehin Zeit für den zweiten Teil des Testberichts: In Wien gibt es die Höhenstraße. Und der Zwerg trägt mich wie auf Schienen die Kurven zum Kobenzl hinauf. Mit feinem Klick-Klack rasten die (sechs) Gänge ein. Die lang übersetzte Zweite gibt sich bis 4.500 Touren handzahm, dann geht ein spürbarer Ruck durchs Automobil. Der Mini nimmt einen tiefen Atemzug durch die Turbo-Nasenlöcher und zieht durch, bis er irgendwo bei 7.000 Touren im roten Bereich landet. Klebt geradezu auf der Straße, das Ding. Auch wenn in der Betriebsanleitung steht, dass auch für den Mini Sport die Gesetze der Physik Geltung haben. Einmal nach Hütteldorf und wieder zurück nach Grinzing, bitte. Ein gutes Gefühl, wenn der Körper Adrenalin ausschüttet. Wieder in Grinzing angelangt, findet sich sogar ein Parkplatz direkt vorm Eingang eines Heurigen. Ein tolles Gefühl, fast wie in Velden. Ich spüre die neugierigen Blicke, stelle das Radio mit der gebotenen Lässigkeit ab und lasse die Fenster nach oben gleiten.

Beim - dynamisch intendierten - Ausstieg baut mir der dottergelbe Giftzwerg dann ein Legerl: Mit dem rechten Hosenbein fädle ich bei der Sitzverstellung ein, pralle irritiert mit dem Kopf an die Innenseite des Mini-Dachs, worauf ich das Gleichgewicht verliere und - zur großen Erheiterung der Zuseherschaft - wieder zurück in den Schalensitz falle. So gesehen ist es wieder egal, wo man unterwegs ist. Wäre in Velden nämlich genauso peinlich gewesen.