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"Fair Trade" im Teufelsberg

Von Werner Grotte

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2.500 Wiener Jugendliche haben keinen Lehrplatz und somit keine Arbeit. Keine schönen Aussichten. Der 14-jährige Basilio aus der bolivianischen Stadt Potosi hat Arbeit. Mehr noch, er ist schon Familienoberhaupt und muss Mutter und kleine Geschwister ernähren, denn sein Vater ist tot. Der Bayerische Rundfunk zeigte in einer "Stationen"-Reportage am Mittwoch, womit Basilio dies tut: Er arbeitet im Silberbergwerk "Cerro Rico", auch "Berg des Teufels" genannt.

Die Kamera begleitet Basilio am ersten Arbeitstag. Der Werkmeister bringt ihn 500 Meter unter Tag, wo die händisch betriebenen Bohrmaschinen so viel Stein-Staub aufwirbeln, dass man die Hand kaum vor Augen sieht. Bohrmeister ist das Berufsziel der rund 800 Kinder, die wie Basilio im Teufelsberg arbeiten. Sofern sie es erleben: Die Lebenserwartung der hier Tätigen ist extrem niedrig. Wie der Werkmeister erzählt, war Potosi einst größer als Paris und London, weil man der reichen Mine seit dem 16. Jahrhundert 65.000 Tonnen Silber entreißen konnte. Der Preis: acht Millionen tote Bergleute.

Heute ist Silber relativ wenig wert. Von "Fair Trade" keine Spur. Womit sollte man auch die vielen Staublungen bezahlen?