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Fairplay am Ende?

Von Christian Mayr

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Ein Spieler liegt am Boden, krümmt sich, schreit, hält sich das lädierte Bein. In so einer Situation sieht es das eherne wie ungeschriebene Fairplay-Gesetz des Fußballs vor, dass der Ball ins Out geschossen wird, damit der Spieler versorgt werden kann. Diese bis dato nicht immer sauber vollzogene Praxis könnte nun aufgrund zweier Vorfälle in Deutschland vor dem Aus stehen: Am Freitag traf Leverkusen-Star Chicharito gegen Wolfsburg zum 2:0 (Endstand: 3:0), nachdem er zuvor Wolfsburgs Dante im Mittelfeld umgegrätscht hatte - Letzterer blieb liegen, während der Mexikaner kurz darauf sein Tor bejubelte. Noch krasser war am Sonntag die Situation bei Hoffenheim gegen Köln: Während ein Kölner bei der Mittellinie eine Verletzung anzeigte und die Abwehrreihe der Geißböcke hektisch um Unterbrechung bat, stürmten die abstiegsgefährdeten Hoffenheimer munter weiter Richtung Tor und schossen in der Nachspielzeit prompt den 1:1-Ausgleich. Daraufhin rief Köln-Trainer Peter Stöger das Ende des Fairplay aus: "Wir werden die Bälle nicht mehr ins Aus spielen. Der Einzige, der das Spiel unterbricht, ist eben dann der Schiedsrichter." So sieht es übrigens auch das Regelwerk vor: "Der Schiedsrichter hat die Partie zu unterbrechen, wenn er einen Spieler für ernsthaft verletzt hält." Da Unparteiische weder Ärzte noch Hellseher sind und daher auch nicht unterscheiden können, ob eine Verletzung echt oder gespielt ist und nur dem Zwecke des Zeitschindens dient, wird die Wahrheitsfindung gewiss nicht besser ausfallen. Aber die Spieler wissen, dass künftig eben nur noch bei "ernsthafter Verletzung" abgepfiffen wird - daher wird sich jeder gut überlegen, ob er es riskiert, liegen zu bleiben und sein Team dadurch zu schwächen.