Das Interesse für das gewählte Fach sollte ein stärkeres Motiv sein als der Wunsch, später damit Geld zu verdienen.
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Anfang Oktober beginnen an den Universitäten die Lehrveranstaltungen wieder. Für viele junge Menschen ist es das erste Semester. Gerade der Beginn an einer Universität dient oft zur Orientierung, denn vieles ist neu. Vor allem die starke Selbstorganisation, die notwendig ist, kann durchaus eine Herausforderung sein. In der Schule gibt es einen weitgehend fixen Stundenplan, an Universitäten muss man selbst entscheiden, wann welche Lehrveranstaltungen besucht und absolviert werden. Wichtig ist, dass sich Studieninteressierte so früh wie möglich über das unterschiedliche Studienangebot an den Universitäten informieren. Denn Befragungen und Analysen zeigen, dass es bestimmte Indikatoren gibt, wann Studierende ihr Studium erfolgreich abschließen.
Frühzeitige Auseinandersetzung mit der Universität
Universitäten bieten sowohl Studieninteressierten als auch Erstsemestrigen vielfältige Programme, Beratungsmöglichkeiten und Self Assessments, um sie bestmöglich zu informieren und vorzubereiten. Es fällt auf, dass das Interesse an solchen Informationsveranstaltungen kontinuierlich steigt. Die Nachfrage von Schulklassen, die beispielsweise die WU Wien näher kennenlernen wollen, hat sich seit 2013 fast verdoppelt. Knapp 2300 Schülerinnen und Schüler waren vergangenes Jahr im Rahmen des Programms "WU@School" zu Gast auf dem Campus, am Ende des heurigen Jahres werden es noch mehr sein. Gleichzeitig besuchen gut 1400 Personen einen Tag der offenen Tür.
Diese Zahlen sowie regelmäßige Befragungen unter WU-Studierenden zeigen sehr deutlich, dass die Entscheidung, ein Studium zu beginnen, keine spontane, sondern wohlüberlegt ist und bereits lange vor der Matura getroffen wird. Und das ist auch gut so, denn der Zeitpunkt, wann ein Studium begonnen wird, hat signifikanten Einfluss auf die Studienaktivität: Je früher die Entscheidung für ein Studium generell getroffen wird, desto höher sind die ECTS/positiv bestandenen Prüfungen, die im Durchschnitt absolviert werden. Jene, die sich erst kurz vor Studienbeginn für das gewählte Studium entschieden haben, sind inaktiver als alle anderen Gruppen.
Das Studium nach Interessen wählen
Eine gut durchdachte Studienwahl hängt natürlich in der Regel mit dem Interesse am Fach zusammen. Das ist daher naturgemäß ein wichtiger Erfolgsfaktor. Das fachliche Interesse als Motiv ist für einen erfolgreichen Abschluss auch viel wichtiger als jenes, später einmal Karriere machen zu wollen: Studierende, die ein Studium lediglich aus beruflichen oder finanziellen Gründen wählen, sind prüfungsinaktiver.
Umso wichtiger wäre es, dass das Interesse an Wirtschaft frühzeitig geweckt und an allen Schultypen Wirtschaftsbildung als eigenes Fach eingeführt oder zumindest der Unterricht dazu verstärkt wird. Damit würde auch generell die Wirtschaftskompetenz in Österreich erhöht werden. Die WU versucht übrigens, das Interesse an Wirtschaftsfragen mit ihrem Programm "WU4Juniors" (wu.at/wu4juniors) zu fördern. Hier können sich Schülerinnen und Schüler selbständig und völlig kostenfrei Wirtschaftswissen aneignen und so bereits herausfinden, ob sie ein Wirtschaftsstudium interessieren würde.
Früh Prüfungen ablegen und Vereinbarkeit bedenken
Unsere Auswertungen über das Prüfungsverhalten zeigen, dass sich schon sehr früh entscheidet, ob jemand sein Studium zielstrebig abschließen wird: Wer bereits im ersten Studienjahr viele Prüfungen positiv absolviert, kann das Niveau in der Regel auch halten. Studierende, die im ersten Jahr gar keine Prüfungen ablegen, bleiben eher inaktiv und schaffen nur selten den Sprung in die Prüfungsaktivität.
Viele Studierende arbeiten neben ihrem Universitätsstudium, weil sie ihren Unterhalt bestreiten müssen oder berufliche Erfahrungen sammeln möchten. Wichtig ist dabei die Ausgewogenheit zwischen Studium und Beruf. Eine Erwerbstätigkeit von zehn Stunden pro Woche ist problemlos mit einem Universitätsstudium vereinbar. Ab dann gilt aber: Je höher das Stundenausmaß, desto schwieriger wird die Vereinbarkeit und desto langsamer der Studienfortschritt. Weil gerade Studierende aus Familien mit schwachen Einkommensverhältnissen häufiger nebenbei arbeiten müssen, gibt es neben staatlichen Stipendien mit "WU4You" auch ein eigenes WU Stipendienprogramm. Die Initiative richtet sich an Schüler und Schülerinnen mit hohem Leistungspotenzial, die an der WU studieren möchten und keine Möglichkeit haben, das Studium zu finanzieren.
Ein Universitätsstudium ist mehr als nur eine Fachbildung
Da sich der Arbeitsmarkt und die Anforderungen an Arbeitskräfte laufend verändern und selbst Personalverantwortliche nicht vorhersehen können, welche Berufe in fünf bis zehn Jahren nachgefragt sein werden und welche es nicht mehr braucht, profitieren junge Leute von einer breiteren fachlichen Ausbildung. Aber auch Eigenständigkeit und die Fähigkeit, Dinge kritisch zu hinterfragen, Sprachkenntnisse und Auslandserfahrungen, Teamarbeit und freiwilliges Engagement tragen dazu bei, dass die Zeit an einer Universität eine prägende und erfahrungsreiche ist. Diese Chance zu nutzen, obliegt den Studierenden - und das macht ja auch viel Spaß.