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Falkland-Inseln oder Malvinas - ein zweihundertjähriger Streit

Von Rainer Mayerhofer

Politik

Reiche Ölvorkommen im Meer rund um die etwa 200 Inseln vermutet.


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Stanley. Seit Spanien im Jahr 1811 den Unterhalt der Kolonie auf den Falklandinseln (spanisch: Islas Malvinas) eingestellt, nicht aber auf die Souveränität über die rund 200 meist kleinen Inseln verzichtet hat, sind die spärlich bewachsenen Eilande Gegenstand von Territorialstreitigkeiten - zuerst zwischen Spaniern und Briten und dann zwischen Briten und Argentiniern.

Im Meer rund um die Inseln werden Ölvorkommen in der Größe von rund 60 Milliarden Barrel vermutet, was die Begehrlichkeiten natürlich noch steigert, vor allem in Zeiten wirtschaftlicher Krisen, wenn Ressourcen knapp werden.

Anfang April, am 30. Jahrestag der argentinischen Besetzung der Inseln, auf denen die Briten 1833 einen Flottenstützpunkt errichtet und 1837 eine Kolonialverwaltung errichtet hatten, bekräftigte die argentinische Präsidentin Cristina Kirchner bei einer Gedenkfeier in Ushuaia, der Hauptstadt der Region Feuerland, vor 5000 Menschen den Hoheitsanspruch ihres Landes auf die Inseln. Sie forderte Großbritannien auf, die UNO-Resolution zu befolgen, die bilaterale Verhandlungen über den Status des Inselarchipels im Südatlantik fordert.

Kirchners Rede und die zur gleichen Zeit vor der britischen Botschaft in Buenos Aires stattgefundenen Ausschreitungen stießen der britischen Regierung sauer auf. Nicht zuletzt deshalb, weil der Jahrestag des Falklandkrieges in Großbritannien zu einer heftigen Diskussion über die Verteidigung der Inselgruppe geführt hat. Eine einflussreiche Militaristenvereinigung, die UK National Defence Association (UKNDA), befürchtet nämlich, dass Großbritannien derzeit nicht in der Lage sei, die Falkland-Inseln zu verteidigen. Die Gruppe, der ehemalige Generäle und Falkland-Veteranen angehören, übte heftige Kritik an den Kürzungen im Militärbudget und stellte fest, dass es an einem Flugzeugträger mangle, mit dem für die Luftstreitkräfte schnell eine Basis in der Region geschaffen werden könne.

Sie malten damit ein Szenario an die Wand wie im Jahr 1982, als die argentinische Militärjunta am 2. April 5000 Soldaten auf die Inseln schickte, wo gerade einmal 80 britische Soldaten stationiert waren. Erst 74 Tage später, am 14. Juni 1982 kapitulierten die Argentinier vor der mit großem Aufwand in den Südatlantik verschifften britischen Militärmacht. Die Kampfhandlungen zuvor waren ein blutiges Gemetzel, bei dem etwa 1000 Soldaten ihr Leben verloren. Allein bei der umstrittenen Versenkung des argentinischen Kreuzers "General Belgrano", die außerhalb der von den Briten festgesetzten 200-Meilen-Zone vor den Inseln erfolgte, starben 323 Argentinier.

Das militärische Desaster führte letzten Endes zum Sturz der argentinischen Militärmachthaber und brachte der mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten kämpfenden britischen Premierministerin Margaret Thatcher höchste Sympathiewerte. Eine argentinische Untersuchungskommission stellte später fest, dass die Militärs den Überfall auf die Falkland-Inseln seit Ende 1981 erwogen hatten, um von wachsenden innenpolitischen Schwierigkeiten und einer schweren Wirtschaftskrise abzulenken.