Die Marktgemeinde Lustenau im Vorarlberger Rheintal ist eine der letzten blauen Hochburgen außerhalb Kärntens - und das nicht erst seit dem Aufstieg Jörg Haiders. Seit Jahren versucht die Volkspartei der FPÖ die Vorherrschaft wieder zu entreißen. Nicht zuletzt aufgrund der bundespolitischen Turbulenzen stehen die Chancen dafür diesmal um einiges besser.
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Die Sticker-Gemeinde an der Schweizer Grenze hat es nicht nur aufgrund der sprachlichen Eigenarten ihres Dialekts zu einiger Bekanntheit gebracht - auch politisch gingen die Lustenauer immer schon gerne eigene, innovative Wege. 1960 eroberte die FPÖ, nachdem die ÖVP ihre absolute Mehrheit verloren hatte, mit Hilfe der SPÖ den Bürgermeistersessel, den sie bis heute nicht mehr abgegeben hat. Nur einmal war sie seitdem auf fremde Hilfe angewiesen - und ausgerechnet die Grünen wählten 1993 mit Hans-Dieter Grabher wieder einen Blauen zum Bürgermeister.
Grabher kämpft am Sonntag erneut um seine Wiederwahl. Sein ÖVP-Herausforderer heißt Kurt Fischer. Dass das Rennen diesmal um einiges knapper ausgehen könnte als im Jahr 2000 ist vor allem auf die bundespolitischen Turbulenzen der FPÖ zurückzuführen. Die Gemeinde selbst steht relativ gut da, wirtschaftlich und finanziell. Auch die emotionalen Themen fehlen diesmal fast völlig.
Im Unterschied zum Jahr 2000, als das blau-schwarze Duell in eine Schlammschlacht um den Bürgermeistersessel mündete, wird diesmal von allen Seiten Fairness und Sachlichkeit großgeschrieben.
"Trotz allem gut" sei die Stimmung bei den freiheitlichen Funktionären und Wählern trotz aller Verärgerung und Verunsicherung beschreibt Grabher die Situation gegenüber der "Wiener Zeitung". Vor allem im Hinblick auf die zu erwartende Bürgermeister-Stichwahl am 24. April gibt er sich optimistisch, das Rennen gegen seinen Herausforderer noch einmal gewinnen zu können.
Zuversicht versprüht drei Tage vor dem Urnengang naturgemäß auch Fischer. Der 41-Jährige Landtagsabgeordnete wurde in den letzten Jahren gezielt von der ÖVP aufgebaut, um Lustenau endlich den "Blauen" zu entreißen. Er setzt darauf, dass die Wähler nach 45 Jahren wieder einmal Lust auf einen Wechsel verspüren: "Die Chance, dass wir in der Gemeindevertretung stärkste Kraft werden, ist sehr groß." Derzeitiger Prozent-Stand: FPÖ 42, ÖVP 38, Grüne 18, SPÖ 6.