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Falsch verstandenes Fairplay

Von Christian Mayr

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Die Paralympics in Sotschi gehen am Sonntag zu Ende - sie lieferten uns nicht nur großartige Bilder von herausragenden sportlichen Leistungen, sondern auch zahlreiche rot-weiß-rote Medaillen auf den extrem selektiven Olympia-Wettkampfstätten. Zuletzt trübte jedoch ein schweres Zerwürfnis die Stimmung im österreichischen Lager. Ursache war ein Protest gegen eine deutsche Athletin, die im Slalom in der Sitzend-Klasse nicht regelkonform gestartet sein soll (sie soll einen "fliegenden Start" ohne nochmaliges Anhalten hingelegt haben); wegen des selben Delikts war zuvor der Vorarlberger Philipp Bonadimann disqualifiziert worden. Die Jury entschied allerdings nach dem Motto "Quod licet Iovi, non licet bovi" - dem deutschen Star Anna Schaffelhuber wurde doch noch Gold zugesprochen, während Bonadimann disqualifiziert blieb. Und dann geschah Folgendes: Weil die Deutschen allein wegen des ja nicht aus Jux und Tollerei formulierten Protests sauer waren, rückte ÖPC-Präsidentin Maria Rauch-Kallat aus, um sich gleich mehrfach zu entschuldigen, aber auch, um den Verantwortlichen im österreichischen Team zu desavouieren. "Bei mir hätte die Logik schneller eingesetzt", meinte sie keck Richtung Trainer. Damit liefert uns die Ex-Ministerin ungewollt den Beweis dafür, dass die Gleichstellung von behinderten und nicht-behinderten Sportlern noch lange nicht in den Köpfen angekommen ist. Offenbar sollen hier nämlich angesichts der menschlichen Schicksale der Athleten andere Regeln gelten als in der ach so harten Welt des "normalen Sports". Ein begründeter Protest ist da wie dort aber "part of the game" - wer ihn ablehnt, vertritt ein falsches Bild von Fairplay. Und sagt den sich schindenden Sportlern, dass man lieber Regelverstöße der Konkurrenz hinnimmt, statt sich womöglich unbeliebt zu machen.