Zum Hauptinhalt springen

Falsche Banken-Regulierung

Von Reinhard Göweil

Leitartikel

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 11 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Basel III, so nennt sich das neue Regelwerk für Banken, soll dafür sorgen, dass Geldinstitute so viel Kapital vorrätig haben, dass Pleiten nahezu ausgeschlossen werden können. Der von den EU-Finanzministern vorgelegte Plan, einen 60-Milliarden-Fonds für Bankenstützungen aufzulegen, soll den davon arg gebeutelten Steuerzahler künftig verschonen. Die neue Bankenaufsicht in Europa schließlich soll so tief in die Institute hineinschauen dürfen, dass Schieflagen gar nicht erst entstehen - eine Art Frühwarnsystem. Dazu kommen die Pläne für ein Bankeninsolvenzrecht, das es erlaubt, Geldhäuser in wichtige und unwichtige Teile zu zerlegen.

Der Wust an Regulierung und politischer Aktion ist verständlich. Die EU-Steuerzahler haften seit Beginn der Finanzkrise für die Banken mit zirka 5000 Milliarden Euro, eine irre Summe.

Die Banken stöhnen unter der Regulierungswut - kein Mitleid, könnte man einwenden.

Dabei haben die Banken gar nicht einmal so unrecht, denn ein schöner Teil der Regulierung setzt - im Verein mit ganz und gar kapitalistischen Finanzprodukten - am falschen Ende an.

Sinn und Zweck der Banken ist es doch, private Haushalte und Unternehmen mit jenem Geld zu versorgen, das diese für ihr Fortkommen benötigen. Dafür stehen die Banken im Wettbewerb, für nichts sonst.

Wer derzeit allerdings einen Wohnungs- oder Firmenkredit benötigt, wird einen geradezu beängstigenden Gleichklang der Angebote feststellen. Die Regulierung definiert diese und jene Sicherheit - folglich wird sie verlangt. Die Zocker am Finanzmarkt definieren im Verein mit den Ratingagenturen Kreditqualität sehr ähnlich - folglich verlangen die Banken diese Sicherheiten. Am Ende stehen also Angebote der Kreditinstitute, deren größter Unterschied im Namen der Bank liegt. Wenn sich aber der Wettbewerb mehrere Stellen hinter dem Komma abspielt, wird er zur Lachnummer. So wird den Banken die Risikoeinschätzung eines Kunden vollständig abgenommen, er wird überall gleich klassifiziert. Dafür braucht aber kein Mensch so viele Banken und Filialen - so etwas erledigt ein Computer.

Es wäre daher sinnvoll, wenn die Politik innehalten würde mit Regulierungsvorschlägen und sich einfach überlegt, wie die Banken das Geschäftsmodell wieder am Unternehmer und seiner Tatkraft messen könnten - und nicht an der Qualität der Sicherheiten.