Zum Hauptinhalt springen

Falsches Management

Von Veronika Gasser

Wirtschaft

Unter die Todsünden der Wirtschaft reiht Unternehmensberater Fredmund Malik "falsches Management", das sich allein dem Shareholder Value verpflichtet fühlt. Statt den Gewinn zum Abgott zu machen, sollten Führungskräfte vielmehr den Kundennutzen und die Innovationskraft als vorrangig sehen.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 20 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Malik ist kein Freund neoliberaler Konzepte. Dieser "Unfug", der an Hochschulen unterrichtet werde, hätte die derzeitige Wirtschaftskrise auf dem Gewissen und "das Denken verseucht". Solide Unternehmen wurden, so der Leiter des Management-Zentrums St. Gallen und ÖBB-Aufsichtsrat, in Aktiengesellschaften umgewandelt und danach ruiniert. Doch zum Glück verfügten noch viele mittelgroße österreichische und deutsche Unternehmen über die kostbare Gabe, die einfachen Zusammenhänge zu erkennen.

Malik kritisiert den Terror der Finanzanalysten und amerikanischen Buchführungsmethoden. Eine Modewelle, die "bedauerlicherweise aus den USA nach Europa geschwappt und mit Infantilität nachgemacht" wurde. "Das HGB ist besser als alle anderen Regeln." Nicht dem Shareholder Value und der Gewinnmaximierung sollten die Unternehmer verpflichtet sein, vielmehr komme es darauf an, liquid zu sein. "Das ist die Erfolgsformel." Denn es werde zu einer Entscheidung auf Leben oder Tod, wenn die Rechnungen zu bezahlen sind.

Der Gang eines Unternehmens an die Börse ist für Malik kein Zeichen für Erfolg, sondern für Misserfolg. "Man muss bescheuert sein, um das zu tun." Denn damit wäre das Eingeständnis gegeben, dass der Betrieb nicht flüssig sei. Auch hält er die vom Aktiengesetz vorgeschriebene Offenlegung der Bilanzen für viele Branchen ungeeignet. "Das ist der größte Blödsinn, vor der Konkurrenz die Hosen runter zu lassen und macht nur die Aktionäre begehrlich."

Deshalb schlägt der Berater vor, sich von "gelackten und geschniegelten MBAs, die mit unverständlichen englischen Floskeln" ihr Unwissen verschleiern, nichts einreden zu lassen. Stattdessen sollte das Augenmerk auf Kundennutzen, Produktivität und gute Mitarbeiter gelegt werden. Denn sobald die motivierten, gut ausgebildeten Mitarbeiter ein Unternehmen verlassen, sei der Untergang nur noch eine Frage der Zeit.