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Unter dem Titel "Wenn es ein Mädchen wird, nennen wir es Einkommensunterschied" lud die Frauenabteilung des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (ÖGB) vergangene Woche zu einer Enquete. Der Grund der Veranstaltung: Österreich zählt innerhalb der EU zu den Ländern mit den höchsten Einkommensunterschieden zwischen Männern und Frauen.
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In Österreich haben sich die Frauen- und Männereinkommen in den letzten 20 Jahren auseinander entwickelt, obwohl Frauen in diesem Zeitraum in Fragen der Ausbildung und Qualifikation stark aufgeholt haben.
Während das Medianeinkommen von Männern in Österreich etwa 2.110 Euro brutto beträgt, liegt dieser Wert bei Frauen mit 1.450 Euro pro Monat deutlich niedriger. "Geschlechtliche Arbeitsteilung außerhalb des Arbeitsmarktes spiegelt sich auch im Arbeitsmarkt wider", erläutert die Ökonomin Gabriele Michalitsch von der Wirtschaftsuniversität Wien. Hochqualifizierte Frauen bekommen oft Arbeiten zugeteilt, die weit unter ihrem Qualifikationsniveau liegen. Ein Faktum, das sich entsprechend auswirkt.
Im Management der heimischen Betriebe befinden sich nur 10% Frauen, bemerkte am Donnerstag auch Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl im Rahmen der ÖVP-Enquete zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Als Ursachen für den großen Einkommensunterschied nennt Michalitsch im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" unter anderem Unterbrechungen der Berufskarriere zur Betreuung von Kindern oder zur Pflege von älteren und kranken Angehörigen. Diese Versorgung und Betreuung wird überwiegend von Frauen wahrgenommen.
Frauen würden zusehends an den "Rand" des Arbeitsmarktes gedrängt, in dem die Entlohnung niedrig sei, die Arbeitsplatzunsicherheit aber hoch, so Michalitsch. Auch die "flexiblen" Arbeitszeiten in diesen Beschäftigungsformen seien nicht immer zum Vorteil der Arbeitnehmerinnen gestaltet. Zum "Rand" zählten sie auch die sogenannten atypisch Beschäftigten, wie Teilzeit, geringfügig oder befristet Beschäftigte sowie Neue Selbständige.