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Die Familie als Ort der Sicherheit ist eine Lüge. Zumindest für jene Kinder, die in ihren vermeintlich unbeschwerten Jahren sexuell missbraucht wurden. Mickey-Maus-Tapete, Kuschelkatze, Teddybär - stumme Zeugen dieser Verbrechen an Körper- und Kinderseele gibt es tausendfach. Das Thema, über das man nicht gerne spricht, ist medial gesehen längst kein Tabu mehr. Bereits in den achtziger Jahren machten Dokumentationen und Nachrichten auf sexuellen Missbrauch aufmerksam. Dennoch ist es ein Randthema geblieben, bei dem man sich immer fragen muss, ob sich die Situation dank vermehrter Aufklärung verbessert hat.
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3sat und ARD setzten am Dienstag fast unbemerkt einen Schwerpunkt. Das dänische Familiendrama "Das Fest" von Regisseur Thomas Vinterberg aus dem Jahr 1997 führt exemplarisch vor Augen, was die meisten Missbrauchsopfer wohl in der Realität nie wagen würden. Zu seinem 60. Geburtstag lädt der erfolgreiche Hotelier und Patriarch Helge Klingfeld-Hansen seine Familie auf seinen Landsitz ein. Dem Familienfest wird sehr schnell ein jähes Ende gesetzt, als der älteste Sohn Christian in seiner Tischrede den Vater beschuldigt, ihn und seine Zwillingsschwester Pia, die sich das Leben nahm, jahrelang sexuell missbraucht zu haben. Die erste Reaktion der entsetzten Verwandten: Sie wollten so schnell wie möglich weg. Doch der Koch hat alle Autoschlüssel verschwinden lassen. Die Familie musste sich der Situation stellen. Der anschließende Dokumentarfilm "Und wir sind nicht die Einzigen" über die Missbrauchsfälle an der Odenwaldschule und der Film "Von den Eltern missbraucht, vom Staat ignoriert" von Sebastian Bellwinkel zeigt, wie wenig für die Bewältigung dieser Traumata in der Realität getan wird.