Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 21 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Wem Bob Dylans Album aus dessen pinkfarbenem Studio ein Begriff ist, dem ist Montagnacht wohl auch die gleichnamige TV-Dokumentation "The Big Pink" im ZDF nicht entgangen. Zwar war in der Reihe "Anders leben" nicht Dylan das Thema des Films, sondern die ausgelebten Freiheiten einer ungewöhnlichen Vorzeige-Hippiefamilie. Regisseur Kolin Schult rekonstruierte 1994 anhand von privaten Super-8-Aufnahmen Szenen des ungewöhnlichen Lebens von Monica und ihren drei Männern Franz, Adrian und Ekke samt den gemeinsamen fünf Kindern, mit denen sie während der sechziger bis Ende der siebziger Jahre, Nomaden gleich, um die Welt ziehen, zwischen den USA, Asien, Europa und Afrika pendeln, und die Höhen und Tiefen, aber auch die Grenzen von offener Partnerschaft erforschen und schmerzlich kennen lernen.
Fernsehtauglich aufbereitet, ähnelt "The Big Pink" eher einem flotten schillernden Videoclip in Überlänge, als einem Zeitdokument alternativer Lebens- und Denkformen. Dazu kommt die unglaubliche Leichtigkeit, mit der der Regisseur in Pirouetten den Erfahrungsreichtum verzückter Hippiekultur preisgibt und vor den Tiefen des mikroskopischen "Anything goes" nicht Halt macht. Natürlich war es den Beteiligten stets wichtiger, etwas zu kreieren, das eben anders war und dafür auch ständige Eifersuchtsdramen (von wegen eine Frau und drei Männer) in Kauf zu nehmen. Alles in allem lieferte die Doku(soap) ein rundes Revival der Siebziger samt einem großartigen Hörerlebnis mit viel Musik von (wie könnte es anders sein) Janis Joplin, Velvet Underground, Jimi Hendrix und Jefferson Airplane.