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"Farage ist nicht intelligent"

Von WZ-Korrespondentin Meike Stolp

Politik

Interview mit Ukip-Mitbegründer Alan Sked.


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"Wiener Zeitung":Sie sind einer derjenigen, die 1993 die britische Unabhängigkeitspartei Ukip gegründet haben. Die Partei gilt inzwischen unter Nigel Farage als rechtspopulistisch. Das war sie aber zu Ihrer Zeit doch nicht?Alan Sked: Nein, bis 1997 habe ich Ukip liberal gehalten. Es war eine nicht rassistische, nicht sektiererische Partei. Als ich noch der Parteichef war, stand auf unserem Mitglieder-Antrag, dass wir nicht gegen Ausländer oder Minderheiten irgendeiner Art eingestellt sind. Wir wollten nicht ins Europäische Parlament einziehen, weil wir es nicht als demokratische Institution anerkannten. Wir wollten unsere Repräsentanten nur ins britische Parlament nach Westminster schicken.

Nigel Farage ist nicht nur ins Europäische Parlament eingezogen. Er hat jetzt auch einen Abgeordneten im Unterhaus sitzen. Woher kommt der Erfolg?

Die Briten kennen ihre Europaparlamentarier gar nicht. Sie wissen nicht, was das Europaparlament macht, es interessiert sie auch nicht. Aber weil Farage im Europaparlament sitzt, muss die BBC ihm Sendezeit geben. Und das macht ihn prominent. Lange hatte Farage keine Wahl mehr gewonnen - bis die Liberaldemokraten 2010 eine Koalition mit den konservativen Tories eingegangen sind.

Was hat das geändert?

60 Prozent der Liberaldemokraten sind pro Labour, also eher sozialdemokratisch eingestellt. Nach einem Jahr Koalition hat man die Liberaldemokraten dann als Lügner und Verräter bezeichnet, die Umfragewerte gingen in den Keller. Zu diesem Zeitpunkt wurde Ukip zur Protestpartei. Farage hat dann viele Stimmen bekommen.

Was halten Sie von Farage selbst?

Farage ist nicht intelligent. Er pflegt in der Partei einen Personenkult. Er ist absolut anti-intellektuell. Bei der letzten Parlamentswahl hatte Ukip ein Manifest, das Farage später als Geschwafel bezeichnet hatte. Und er hatte sogar das Vorwort geschrieben, in dem er eben dieses Manifest empfahl. Daran konnte er sich aber bei einem Fernsehinterview nicht mehr erinnern. Bei der letzten Wahl 2010 stand die Wirtschaftskrise im Zentrum. Großbritannien hat damals jeden Tag 120 Millionen Pfund (150 Millionen Euro, Anm.) Zinsen bezahlt. Aber der Wahlkampfspruch von Ukip war "Verbietet die Burka". Wirtschaftlich hat Farage nichts zu sagen, nur Parolen.

Zur Person

Alan Sked

Jahrgang 1947, ist Professor für Internationale Geschichte an der London School of Economics (LSE). Er gründete 1991 mit Gleichgesinnten die Anti-Federalist League, aus der 1993 die United Kingdom Independence Party hervorging.