Zum Hauptinhalt springen

Farbe ins Osternest

Von Mathias Ziegler

Reflexionen
Die Möglichkeiten beim Ostereier-Färben sind vielfältig.
© J. Pospichal

Wem bunte eier fürs Osterkörbchen fehlen, der hat noch knapp zwei Tage Zeit, welche zu kaufen oder selbst zu färben. Für Kurzentschlossene hat das "Wiener Journal" die besten Tipps für ein farbenprächtiges Osterfest zusammengetragen.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 16 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Es gibt ja Zeitgenossen, die kaufen bereits zu Beginn der Fastenzeit bunte Ostereier im Supermarkt - und wundern sich dann, wenn diese am Ostersonntag nicht mehr ganz frisch schmecken. Um derartigen Enttäuschungen vorzubeugen, greift der Christ von Welt kurz vor dem Fest selbst zum Färbemittel und gestaltet seine frohe Eierfarbenwelt ganz individuell. Weiße Eier sind dazu am besten geeignet. Die findet man leider heutzutage kaum mehr in Supermärkten, sondern am ehesten auf dem Bauernmarkt - meistens allerdings mit einem störenden Stempel auf der makellosen Oberfläche. Abhilfe kann man hier jedoch mit Nagellackentferner schaffen. Nun steht dem Färbevergnügen praktisch nichts mehr im Weg.

Vitamine in der Farbe. Naturverbundene greifen dabei nicht zum Färbeset aus dem Supermarkt, sondern zu rein biologischen Hilfsmitteln: Rote Rüben machen die Eier rot, Zwiebelschalen beige, Safran gelb, Heidelbeeren blau bis lila, Preiselbeeren rosa, Rotkraut violett, Spinat grün, Schwarztee schwarz. Die Pflanzen werden zunächst zerkleinert in Wasser ausgekocht, danach filtert man den Sud - am besten durch einen Kaffeefilter - und kocht die Eier darin komplett bedeckt (je nach Größe 10 bis 15 Minuten). Um ein Aufplatzen zu verhindern, sticht man sie am besten vorher mit einem Eierpiekser an. Ein wenig Essig sorgt dafür, dass die Schale aufweicht und die Farbe besser aufnimmt.

Nach dem Kochen werden die Eier kurz abgeschreckt. Ist die Färbung danach noch nicht deckend, legt man die Eier gut eine halbe Stunde in den kalten Färbesud. Wer sie schön glänzen lassen will, kann sie dann auch noch mit einer Speckschwarte einreiben, ehe er sie trocknen lässt und zum Schluss mit einem Stück Küchenrolle poliert. Bei ausgeblasenen Eiern ist die Vorgehensweise - abgesehen vom Kochen - übrigens dieselbe.

Achtung: Zum Kochen sollte ein Topf verwendet werden, bei dem etwaige zurückbleibende Verfärbungen nicht stören. Und: Sollte das Eiweiß unter der Schale mitgefärbt worden sein - kein Problem, die Farbe stammt ja von gesunden Lebensmitteln!

Erst kochen, dann malen. Wer einfärbige Eier langweilig findet, kann beim Kochen auch zweifärbige Negativmuster erzeugen: Über das Ei wird ein Strumpf festgebunden (Achtung, nicht quetschen!), zwischen Schale und Stoff kommen kleine Blumenköpfe, Gräser oder Blätter, deren Abdrücke dann weiß bleiben.

Man kann die Eier natürlich auch zuerst kochen und danach bunt bemalen. Gewiefte Bastler grundieren die Oberfläche dabei zunächst mit Acryl- oder Deckfarbe zwei bis dreimal. Wenn diese eingetrocknet ist, kann man mit kleinen Pinseln jedes beliebige Muster auf dem Ei anbringen. Bunte Verlaufmuster entstehen, wenn man mehrere Farben auf das Ei spritzt und es dabei dreht. Man kann die feuchten Farben auch mit einem Zahnstocher ineinander verwischen. Diese Marmorierungstechniken können allerdings für kleinere bis größere Matschereien sorgen, was vor allem dann berücksichtigt werden sollte, wenn Kinder in die Färbeaktion involviert sind.

Matt- oder Glanzlack zum Schluss sind das Tüpfelchen auf dem i. Bewährt haben sich im Test neben Wasserfarben auch Filzstifte, Ölkreide und Buntstifte - bei letzteren muss man nur aufpassen, dass die Schale nicht zerdrückt wird. Statt Stiften können natürlich auch Stempel verwendet werden, beispielsweise aus Erdäpfeln.

Heißes Wachs auf kaltem Ei. Viel Geschick erfordert die Wachsmethode: An einer Kerze werden verschiedenfarbige Wachsstifte vorsichtig angeschmolzen, mit dem zähflüssigen Wachs wird das hartgekochte und abgekühlte Ei dann vollständig bedeckt. Die Kerze kann man dann auch zum Glattschmelzen der Oberfläche benutzen. Man kann aber auch das bunte Wachs in einem Gefäß warm und flüssig halten und es dann mit einer Stecknadel in Mustern auf dem Ei verteilen.

Bunte Flecken aus Papier. Wesentlich einfacher ist das Färben mit Seidenpapier. Dieses wird in kleine Stückchen zerschnipselt - besonders Begabte können natürlich auch Motive ausschneiden. Die Seidenpapierschnipsel werden dann kurz in Wasser getaucht und auf das Ei gepappt, worauf sie ihre Farbe abgeben. Am besten zieht man Gummihandschuhe an und benutzt eine Pinzette - die bunten Flecken auf den Händen können nämlich auch ausgiebigem Waschen mit Seife standhalten. Das mit Seidenpapier bedeckte Ei wird dann zum Trocknen (etwa eine Stunde) zurück in den Karton gelegt. Wenn sich das Papier schließlich von selbst gelöst hat, ist das Werk auch schon vollbracht.

Von Reinheit bis Kraft. Wer bunte Ostereier verschenkt, sollte sich über eines im Klaren sein: Jede Farbe hat im Christentum ihre eigene Symbolik. Weiß ist die Farbe der Reinheit; Gelb bedeutet den Wunsch nach Erleuchtung und Weisheit; Orange bedeutet Kraft, Ausdauer und Ehrgeiz sowie dauerhafte Wärme (in Irland repräsentiert es außerdem den Protestantismus); Rot steht für den Opfertod Jesu Christi am Kreuz; Grün symbolisiert Jugend und Unschuld; Blau ist traditionell die Farbe der Gottesmutter Maria; Violett steht für die Fastenzeit vor Ostern.