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Der heimische Faserproduzent Lenzing erwartet 2005 wegen Drucks auf die Preise ein schwieriges Jahr. Problematisch gestaltet sich auch die Übernahme der britischen Tencel-Gruppe, die vom Wiener Oberlandesgericht (als Kartellgericht) untersagt wurde. Lenzing-Vorstand Thomas Fahnemann erklärte gestern vor Journalisten, dass er heute dagegen berufen wird.
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Der Markt für Viscose-Fasern, auf dem Lenzing führend ist, wird enger. Stark ist die Konkurrenz von Baumwolle und Polyester. Die Preise für das Konkurrenzprodukt Baumwolle sind in diesem Jahr wegen eines Ernterekords um 30% gefallen. "Der Preiskampf hat begonnen", diagnostiziert Fahnemann. Der Textilsektor sei deshalb schon total unter Preisdruck geraten. Unklar sei noch, wie sich die Öffnung des chinesischen Marktes auswirken werde. Aber klar sei, "dass wir uns warm anziehen müssen."
Bereits jetzt exportiert Lenzing 35.000 Tonnen Fasern nach China. Um den derzeitigen Boom gänzlich auszunützen, will auch Lenzing im Reich der Mitte einen Produktionsstandort mit einer Kapazität von 55.000 Tonnen gründen. Das Hauptproblem dabei ist für den Lenzing-Chef die schwierige Energieversorgung. "Es ist unzumutbar vom öffentlichen Netz abhängig zu sein." Deshalb überlegt Lenzing die Stromversorgung selbst in die Hand zu nehmen. Die Kosten für eine Viscosefabrik belaufen sich auf etwa 80 Mio. Euro.
Einen Strategiewechsel soll es für den Standort Lenzing (Oberösterreich) geben. Derzeit werden dort zu 60% Spezialfasern hergestellt, dieser Anteil soll bis 2010 auf 85% gesteigert werden. "Wir wollen Technologie- und Innovationsführer sein", erläutert Fahnemann die Ausrichtung.
In dieses Konzept passt die Übernahme des britischen Lyocell-Herstellers Tencel. Sie wurde den Oberösterreichern, die zu 85% der BA-CA-Stiftungstochter B&C-Holding gehören, vom Kartellgericht untersagt, da sie die kritische Größe der Lyocell-Erzeugung erreicht haben. Für die Absicherung von Lenzing war laut Fahnemann der Tencel-Deal notwendig. Es wurden zwei Werke, eines in England und eines in den USA sowie ein großer Vertriebsapparat in Asien übernommen. Die englische Forschungsabteilung wurde kurzerhand geschlossen und samt Mitarbeiter nach Lenzing übersiedelt. Fahnemann hofft nun auf die Einsicht der heimischen Behörden.