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Kroatiens Kreditinstitute sind überdurchschnittlich gut kapitalisiert.
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Wien. So wie fast überall in Osteuropa ist auch der Bankenmarkt in Kroatien fest in ausländischen Händen. Vor allem österreichische Geldinstitute - Bank Austria, Erste Group, Raiffeisen Bank International, Hypo Kärnten und Volksbank International - sind in dem 4,5 Millionen Einwohner zählenden Land über eigene Tochterbanken prominent aufgestellt. Dass auf sie ein gemeinsamer Marktanteil von knapp 60 Prozent entfällt, unterstreicht ihre Dominanz.
Von den insgesamt 33 in Kroatien tätigen Banken haben 16 ausländische Eigentümer (neben österreichischen insbesondere italienische, französische und ungarische), 15 werden von kroatischen Investoren kontrolliert und zwei vom Staat. Von den fünf größten Finanzinstituten im Land sind allein vier in österreichischen Händen (siehe Grafik). Branchen-Primus ist die zur Bank Austria gehörende Zagrebacka Banka, deren schärfste Rivalin die Privredna ist, eine Tochterbank des italienischen Finanzriesen Intesa Sanpaolo.
Wechselvolle Geschichte
Der kroatische Bankensektor gilt heute allgemein als einer der am besten entwickelten in Osteuropa - nicht zuletzt, weil ihn die Behörden relativ streng reguliert haben. Der Weg zur Entwicklung eines effizienten Marktes war allerdings lang.
Denn zunächst war die Neuordnung des Bankenmarktes bis in die späten 1990er Jahre nur halbherzig verfolgt worden. Grund dafür waren die Wirren des Balkankrieges nach dem Zerfall Jugoslawiens. Erst nach der tiefgreifenden Bankenkrise 1998/99 nahm Kroatien umfassende Reformen in Angriff. So wurden um die Jahrtausendwende de facto alle großen staatlichen Geldhäuser privatisiert, wobei vor allem österreichische Banken die Käufer waren. Seither sind von den Gesamtaktiva des kroatischen Bankensektors - umgerechnet 52 Milliarden Euro - mehr als 90 Prozent in ausländischer Hand.
Was bei den Banken in Kroatien besonders ins Auge sticht: Sie sind im Vergleich zu vielen westeuropäischen Häusern wesentlich besser mit Eigenkapital ausgestattet. "Ihre Quote liegt mit 18 bis 19 Prozent weit über dem gesetzlich vorgeschriebenen Mindestniveau von zwölf Prozent", sagt die Kroatien-Expertin des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW), Hermine Vidovic, zur "Wiener Zeitung". "Das wird im jüngsten EU-Fortschrittsbericht ausdrücklich gelobt."
Anteil fauler Kredite steigt
Die Turbulenzen der globalen Finanzkrise 2008 haben die Banken in Kroatien alles in allem unbeschadet überstanden. "Es gab keine Bankzusammenbrüche", so Vidovic.
Trotzdem haben auch Kroatiens Institute mit Problemen zu kämpfen. Seit Jahren wächst der Anteil notleidender Kredite: Ende 2010 lag er bei 11,2 Prozent, zum Jahresende 2011 werden laut Vidovic 14 Prozent erwartet. Grund dafür, dass vor allem private Haushalte Probleme haben, ihre Kredite zu bedienen, ist die steigende Arbeitslosenrate, die nach nationaler Berechnung zuletzt bei rund 17 Prozent lag. Auch das Thema Fremdwährungskredite, das noch bis 2008 für hohe zweistellige Zuwachsraten beim Gesamtkreditvolumen der Banken gesorgt hatte, spielt eine Rolle.