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AMS stockt Stellen für überbetriebliche Ausbildung auf. | Wien. Eine tiefe Lücke klafft zwischen der Zahl der offenen Lehrstellen und den Suchenden: 6905 Lehrstellen fehlten Ende Juli laut Statistik des Arbeitsmarktservice (AMS). Den 10.336 Lehrstellensuchenden stehen also nur 3431 Ausbildungsplätze zur Verfügung. Noch drastischer ist die Situation in Wien: Auf 2877 Suchende kommen 398 Lehrstellen, das sind 129 weniger als vor einem Jahr. Dieses Bild sei aber kurz nach Schulschluss üblich, sagt AMS-Vorstand Johannes Kopf: "Ab September kommen 6300 neue Lehrstellen dazu."
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"Jeder findet Lehrstelle"
Mehr Suchende als offene Stellen gibt es laut Kopf derzeit in allen Branchen, außer im Tourismus. Für den Überschuss an Lehrstellen im Hotel- und Gastgewerbe macht Kopf die mangelnde Mobilität der Suchenden verantwortlich: "Besonders in Westösterreich gibt es viele offene Tourismus-Lehrstellen. Lehrlinge aus Wien gehen aber traditionell nicht in den Westen." Daher würden aktuell in Westösterreich 2000 Lehrlinge aus Ostdeutschland arbeiten.
Trotz Jobabbau in vielen Firmen rechnet Kopf nicht damit, dass die Zahl der offenen Lehrstellen einbrechen wird: "Unternehmen aus derzeit schrumpfenden Branchen wie der Metallindustrie haben uns zugesichert, dass sie nicht weniger Lehrlinge einstellen", sagt der AMS-Chef. Ob dieser gute Wille auch in die Tat umgesetzt wird, wird sich allerdings erst Anfang des nächsten Jahres in der Lehrlingsstatistik zeigen.
Als Auffangnetz für Lehrlinge weitet die Regierung die Förderung aus: "Jeder Jugendliche, der eine Lehrstelle will, wird im Herbst eine bekommen", sagte Sozialminister Rudolf Hundstorfer am Dienstag. Wer im Herbst noch keine Ausbildungsstelle gefunden hat, dem wird das AMS eine "überbetriebliche Ausbildung anbieten", so der Minister. Durch diese Förderung können Lehrlinge ihre Ausbildung auf Kosten des AMS absolvieren - zum Beispiel in einer ÖBB-Werkstatt. Die Kapazitäten dafür werden um 2000 Stellen auf 12.300 erweitert. Das AMS verwendet laut Kopf 40 Prozent seines Budgets für Förderung von Jugendlichen, obwohl diese nur 25 Prozent der AMS-Kunden ausmachen.
Mehr Langzeitarbeitslose
Nicht nur für Lehrlinge, auch für 19- bis 25-Jährige ist die Jobsuche schwierig. Denn viele Jugendliche finden nach Abschluss ihrer Ausbildung wegen Aufnahmestopps keine Arbeit. Die Zahl der langzeitarbeitslosen 20- bis 24-Jährigen, die seit über sechs Monaten auf Jobsuche sind, ist im Juni um zwei Drittel gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Derzeit sind Jugendliche im Schnitt 70 Tage auf Jobsuche, das sind acht Tage mehr als vor einem Jahr. Erwachsene suchen im Vergleich dazu 90 Tage. EU-weit schneidet Österreich bei der Jugendarbeitslosigkeit jedoch gut ab: Mit 8,4 Prozent ist sie in Österreich am zweitniedrigsten.