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Fast alle Räder stehen still

Von Michael Friedrich und Dorothee Tschampa

Wirtschaft

Krise trifft die Lastwagenbauer hart. | Firmen bekommen keine Kredite für Lkw. | München. (dpa) Kaum eine andere Industriebranche hat die Krise mit solcher Wucht getroffen wie die Lastwagenbauer. Unter dem massiven Abschwung leiden sämtliche großen Hersteller: Daimler, Volvo, Scania und nun auch MAN. Auf einigen Märkten ist die Nachfrage nach schweren Lastwagen fast zum Erliegen gekommen. Dabei sind die Hersteller eigentlich hart gesotten - denn ihr Geschäft ist immer stark von Nachfragezyklen geprägt.


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Nun komme es aber besonders dick, sagt MAN-Chef Hakan Samuelsson. "Wir sehen derzeit eine deutlich größere Schwankung als in einem normalen Konjunkturzyklus."

2008 noch Rekorde

MAN meldete für 2008 noch eine Rekordbilanz des Nutzfahrzeuggeschäfts - im vierten Quartal aber gab es einen Rückgang der Bestellungen um rund zwei Drittel, bei den schweren Lastwagen sogar um 80 Prozent. Noch düsterer fiel der Blick auf die Stückzahlen aus, weil hier 7000 Stornierungen eingerechnet wurden. Zwischen Oktober und Ende Dezember 2008 kamen weltweit gerade 360 Lastwagen-Bestellungen neu in die Bücher. Im Vorjahreszeitraum waren es noch gut 27.000.

Beim Konkurrenten Volvo kam es noch schlimmer. Im vierten Quartal verbuchten die Schweden in Europa einen negativen Auftragseingang, sprich: Es wurden mehr Bestellungen storniert als neu hereinkamen.

Auch Daimler als weltgrößter Lkw-Bauer erwartet in diesem Jahr einen deutlichen Absatzrückgang. Im vierten Quartal sackten die Verkäufe um 49 Prozent auf rund 73.000 Einheiten ab, in Westeuropa sogar um 82 Prozent auf 34.700.

Die Hersteller versuchen sich nun mit Einsparungen über Wasser zu halten. MAN plant Produktionskürzungen, Kurzarbeit und den Abbau von Leiharbeitern. Kündigungen sollen wenn irgendwie möglich vermieden werden. Wann aber die Nachfrage wieder anspringt, steht in den Sternen.

"Wir stehen erst am Anfang des Abschwungs", sagt ein Branchenanalyst. Seit den 70er Jahren sei es nicht mehr so drastisch gewesen. "Ich würde momentan keine Wette abschließen wollen, wann es wieder aufwärts geht." Die Hoffnungen der Unternehmen wie der Analysten gehen in Richtung 2010, für heuer sehen fast alle schwarz.

Investitionshilfen

Vor allem aus zwei Gründen haben die Lastwagenbauer zu kämpfen. Zum einen trifft sie die allgemeine Wirtschaftskrise: Wo weniger produziert wird, muss auch weniger transportiert werden, angefangen von Joghurt-Bechern über Handys bis hin zu Autos. Zum anderen rücken die Banken, gebeutelt durch die Finanzkrisen, derzeit kaum Kredite für neue Lastwagen heraus.

Angesichts der Misere mehren sich auch unter den Lkw-Bauern die Rufe nach staatlicher Hilfe. Die Konjunkturprogramme, die derzeit aufgelegt werden, seien zwar das richtige Signal, was sie aber genau bringen, sei noch offen. Deshalb seien wohl auch direkte Investitionsbeihilfen für die Abnehmer von Nutzfahrzeugen notwendig - und zwar nicht zu kleinlich.