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Es war ein musikalischer Donnerstag in Ö1 wie das Wetter: fast durchwegs heiter, des Abends etwas trübe, in der Nacht funkelten dann wieder die Sterne. Und alle hellen wie auch dunkleren Momente fanden in B statt.
Gleich im Pasticcio am Morgen der 2. Satz aus dem Violakonzert von Bartók - wie ein sanfter Sonnenstrahl, und welch eine freudige Einbegleitung in den Tag! Dann, im Konzert am Vormittag mit Ausschnitten aus dem letzten Kammermusikfest in Lockenhaus, spielte Christophe Coin eine Solopartita für Violoncello von J. S. Bach - mir ging das Herz auf, und ich habe zum ersten Mal ein Solostück für ein Streichinstrument wirklich genossen. Später, im Ö1-Konzert anlässlich der Bach-Woche, hat die Missa Brevis in a-Moll von Dietrich Buxtehude Sonne in meinen Nachmittag gebracht. Am Abend war - leider! - vorübergehend Schluss mit heiter: Das Wiener Brass Ensemble blies, live aus dem RadioKulturhaus, Bach zuschanden. Ob Sinfonia aus der Kantate Nr. 29, Jesu bleibet meine Freude oder Air aus der Ouvertüre Nr. 3 - lauter Schlager, und alles (und auch alles andere) klang behäbig, teigig, eintönig. Schade, schade! In der Nacht, in Zeit-Ton, funkelte es aber dann wieder: Reinhard Kager präsentierte aus einer CD-Edition Musik von Bruno Maderna, Mauricio Kagel, György Ligeti, Luigi Nono und Jannis Xenakis.
Und wo war da das B? In der Musik - sie war zum Teil berauschend, bei Xenakis auch bombastisch, und durchwegs brillant.