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Der Fernsehnachmittag gehört traditionellerweise einer inhomogenen Gruppe, bestehend aus Jugendlichen, Hausfrauen und Senioren. Der ORF hat es durch seine zwei Sender leicht, die Zielgruppen zu trennen. Kein erbitterter Kampf mehr zwischen Sport- und Kulturfanatikern, keine Auseinandersetzung zwischen "Seniorenclub"- und "Ohne Maulkorb"-Fans wie anno dazumal.
Klar, wer zwischen "Dawson Creek" und "Barbara Karlich Show" zu wählen hat, wird auf ideologische Rechtfertigungen verzichten. Zudem hilft die hohe Zahl an Zweitgeräten, jeglichen Zusammenprall der Kulturen zu vermeiden. Somit ist ORF 1 nachmittags in fester Jugendhand, während ORF 2, um es ein wenig despektierlich auszudrücken, den Rest bedient. Dies bedeutet, dass der Nachwuchs von Heimwerker-King und Nanny betreut - und zwischendurch mit bunten News von immer glücklichen Moderatoren versorgt wird.
Den Höhepunkt des Infotainments bildet dann "25 - das Magazin". Da wird fröhlich-munter von Motorrad-Kamikaze-Piloten mit dreifachem Schädelbruch berichtet, von Wahnsinnstaten auf den Autobahnen - und zum Drüberstreuen gibt es ein wenig Resozialisierungsprogramm, um einen öffentlich-rechtlichen touch zu belegen. All dies im Privat-TV-Design, sprich bunt, grell und immer hektisch. Dazu Promi-Tratsch (Seitenblicker muss man früh heranziehen) und Filmtrailer. Wirklich erfrischend wirkt das von deutschen Sendern abgekupferte Gebilde nicht, eher wie Fast-Food-Programm für Alpen-Teenies und -Twens. Die Leichtigkeit des Seins aus der Küniglberg-Perspektive.