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Zu den Standard-Attributen einer Afrika-Schilderung zählt nicht selten: Langsamkeit. In Afrika, so hört man, ticken die Uhren einfach anders.
Nun ließe sich selbiges auch über die Donaumetropole sagen. Jedenfalls über die hiesige Kulturpolitik. Geschätztermaßen seit dem Urknall fordert das Wien Museum mittlerweile eine neue Unterkunft. Immerhin: Die möglichen Alternativen sollen nun "bis Jahresende" vorliegen, kündigt Stadtrat Andreas Mailath-Pokorny in einem"Kurier"-Interview an. Deutlich unspektakulärer zwar als die Vision, die er noch im Vorjahr für 2011 äußerte (nichts weniger als den Baubeginn). Aber besser als nichts.
Angesichts solcher Maßstäbe darf eine andere Ankündigung des Stadtrats fast als Schnellschuss gelten. Bereits "in den kommenden Wochen" soll nämlich die Kunsthalle Wien in eine GmbH umstrukturiert werden - also nur rund acht Monate, nachdem das mediale Dauerfeuer gegen Direktor Gerald Matt begonnen hat. Nun muss man der Stadt zugutehalten: Die Vorwürfe gegen Matt (Einsatz von Museumsressourcen für Privatprojekte und so weiter) sind beim Kontrollamt schon seit einiger Zeit in Arbeit. Dass die Struktur eines Museums jedoch optimierbar ist, wenn dieses mit öffentlichem Geld arbeitet, öffentliche Kritik jedoch reflexmäßig über ein Vereinspräsidium abschmettert, hätte schon früher einleuchten können. Aber wie gesagt: Besser spät als nie. Und vielleicht klappt’s ja eines Tages auch mit dem Wien Museum. Dass uns bis dahin visionäre Schlagzeilen wie "Zeit für ein großes Museumsprojekt" erhalten bleiben, hat ja auch was für sich.