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Die Fußballweltmeisterschaft ist für den Fernsehkonsumenten wie eine F.X. Mayer-Kur. Was dem Fastenkur-Laien furchtbar fad erscheint, ist dem Aficionado ein Fest. Denn mit jeder Einnahme steigt der Wohlgenuss, denn so eine altbackene Semmel hervorruft. Nun, nach dem Ende der Fußballkur kommt einem das Fernsehprogramm vor wie eine allzu umfangreiche Speisekarte: Es ist fast unmöglich, eine bestimmte Speise zu wählen. Am liebsten würde man einfach wieder eine Semmel bestellen . . .
Im Journal-Panorama (Mo., Ö1, 18.20) trafen sich bei Gastgeber Wolfgang Klein eine der auf der Donau geweihten Priesterinnen und der Pastoraltheologe Paul Zulehner, um den "Kampf der Kirche mit den Frauen" zu erörtern. Christine Mayr-Lumetzberger und Zulehner vertraten ihre gegensätzlichen Standpunkte mit Verve, sodass man sich an das alte Argument erinnerte, in der Schule müsse man "zum Zwecke der Schulung des logischen Denkens" viel Mathematik treiben. Stattdessen könnte man auch über Frauenordination diskutieren, denn es war höchst interessant, wie die beiden Diskutanten, jeweils streng logisch, nicht miteinander übereinstimmten. Das Wort "Schisma" hat man außerhalb des Geschichtsunterrichts nicht mehr gehört. Zulehner meinte, die Weihe würde das Anliegen der Frauen um Jahre zurückwerfen. Lumetzberger hielt dagegen, es sei eine große Sünde, Frauen daran zu hindern, als Priesterinnen der Gemeinschaft zu dienen. Die Diskussion ging ans Herz der Sache, so sehr, dass der sonst stets zuvorkommende Zulehner seine Redezeit unerbittlich ausdehnte.