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Faszinierend & enervierend

Von Reinhold Aumaier

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Nicht ohne, dieser Faschingsdienstag. Neben dem ins Auge Stechenden und dem laut Hinausposaunten gab's auch einige kleine Zwischentöne der Kategorie faszinierend & enervierend. Beides zugleich erlebten wir auf CNN bei Larry King. Seine Gäste waren Mama und Papa Osbourne. Zuerst durfte sich Sharon x-mal anhören, welche tolle Frau sie sei - mit ihrer Krebserkrankung und samt ihrem Ozzy. Dann kam er selbst - die Rock-Ruine "dank" Dezibel, Drogen & Suff. Er stottert was daher, sie hält sein zitternd Händchen. Man fühlte sich angezogen und abgeschreckt. Nur verschreckt hat Top-Musikplauderer Cervenka in "Apropos Oper" auf Ö1 hernach unter anderen auch uns, als er eine der berühmtesten Arien - "Casta Diva" aus Bellinis "Norma" - von der so unsäglich sein könnenden Nana Mouskouri im schlimmsten Wortsinn trällern ließ: volle Länge, volle Qual. Doch der praktizierte Fasching ist ja nicht zuletzt dazu da, um den Mitmenschen mit Abseitigem zu nerven. Zwischendurch brauchte man dringend Alltägliches, einfach aus dem (früheren) Leben Gegriffenes. Etwa die ausschließlich faszinierenden fünf Minuten, in denen uns arte im Magazin "Archimedes" die Herstellung eines Faustkeiles zeigte - dieses ebenso komplexen wie vielfältigen Werkzeuges von anno Stein. Dann die berufliche Zwangsjacke übergestreift, um sich zwei Stunden lang einer Gott sei Dank nur einmal pro Jahr stattfindenden Lei-Leidenszeit auszusetzen. "Villacher Fasching" heißt das grausige Primetime-Monster. Sagen wir zumindest so viel: Hut ab vor jenen im Publikum, die ob des Gebotenen keine Miene verzogen. Den Hut drauf aber auf ein enervierendes Laienschauspiel; diese lä(c)haliche Art von Spott, die jeder Beschreibung spottet und sich selber zum Gespött macht - gebührenfinanziert.