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Die polnische Landwirtschaft werde von den Gegnern der EU-Osterweiterung über Verbreitung von Mythen und Stereotypen "verunstaltet". Das meinte gestern der polnische Chefverhandler für Agrarfragen bei der EU, Jerzy Plewa, in Wien.
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Einer dieser Hauptmythen sei, dass die EU-Direktzahlungen an polnische Landwirtschaftsbetriebe, die bei dem Beitritt des größten der Werberländer fällig würden, das gesamte Budget der Union "zersetzen" könnten. Bei näherer Betrachtung der Struktur des polnischen Agrarsektors und der Hinzunahme der einschlägigen Statistiken, würde sich diese Behauptung als "absurd" erweisen, so Plewa. Es gäbe zwar in der Tat über 2 Millionen landwirtschaftliche Betriebe in Polen, von diesen würden aber nur 47,5 Prozent tatsachlich in größerem Umfang für den Markt produzieren und damit für allfällige Direktzahlungen in Frage kommen. Die große Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe in Polen hätte im Gegenteil den Effekt, dass ein entsprechend kleinerer Teil überhaupt den Anforderungen für EU-Direktzahlungen entspreche. Der Mythos der großen Zahl polnischer Bauern habe jetzt schon direkte Auswirkungen auf die Beitrittsverhandlungen, vermutete Plewa. Denn durch das Fehlen eines konkreten Standpunktes der EU zur Frage der Direktzahlungen, komme es bereits zu Verzögerungen in den Gesprächen.
Durch die aktuelle BSE-Krise und den damit einhergehenden Rückgang im Rindfleischkonsum würden auch polnische Viehbauern unverschuldet in Mitleidenschaft gezogen, ohne Ausgleichszahlungen von der EU zu erhalten, meinte der Vizeminister. Werner Wutscher, Generalsekretär im österreichischen Landwirtschaftsministerium, meinte dazu, Österreich wolle sich "konstruktiv-kritisch" an der Klarstellung der von Polen angesprochenen Probleme beteiligen.